Die Präsidentschaftswahl in den USA hat nicht nur die Amerikaner beschäftigt, sondern auch die internationale Gemeinschaft, insbesondere Russland. Laut dem renommierten Schriftsteller und Kolumnisten Wladimir Kaminer ist Wladimir Putins bevorzugter Kandidat offensichtlich nicht Donald Trump oder Kamala Harris.

Der überraschende Sieg von Donald Trump fiel zeitlich mit einem bemerkenswerten Verschwinden von Butter aus den russischen Supermärkten zusammen. In der Tat erlebt Russland einen unerklärlichen Mangel an Butter. Ein bekanntes Sprichwort besagt: "Kanonen statt Butter" – und genau dieser Gedanke scheint in Putins Russland heute Realität zu sein. Butter wird jetzt in speziellen Schränken aufbewahrt, geschützt vor Diebstahl, zusammen mit Whiskey und Kaviar, während die letzten Reste des Produkts zum begehrtesten Gut geworden sind.

In der globalisierten Welt gibt es jedoch immer einen Ausweg. Russen beginnen, Butter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei zu importieren, die wiederum aus der Ukraine beliefert werden. Diese paradoxe Situation – ukrainische Butter für Russland während eines anhaltenden Krieges – sorgt für Empörung unter den Nationalisten, während andere Verbraucher in Russland heimlich Vorräte anlegen und den Boykottaufrufen trotzen.

Unterdessen wurde der Butterskandal in den russischen Medien von den Nachrichten über die amerikanische Präsidentschaftswahl überschattet. "Trump statt Butter!" wurde zum neuen Schlagwort. Doch wird dieser Sieg Trump helfen oder den USA schaden? Seine Unberechenbarkeit macht die Wahl für viele Russen zu einem spannenden Ereignis. Im Gegensatz zu den eigenen Wahlen in Russland war es den Medien erlaubt, die Vor- und Nachteile der Kandidaten offen zu analysieren. Bittere Ironie: Die Russen hätten gerne ihre Stimme abgegeben, durften aber nicht.

Eine berühmte Karikatur, die in diesen Tagen häufig abgedruckt wird, zeigt zwei russische Rentnerinnen auf einer Parkbank, die sich über die Wahl unterhalten: "Pennsylvania hat schon ausgezählt, in Jekaterinburg und Sibirien läuft noch die Auszählung", sagt die eine. Putin äußerte sich bereits im Vorfeld der Wahl, dass er den Demokraten den Vorzug gibt, weil sie weniger überraschend seien. Viele Medien spekulieren, dass Putin und Trump bereits im Vorfeld einen geheimen Pakt geschlossen haben könnten, um Trumps Wiederwahl nicht zu gefährden.

Doch wurde die Wahl nicht nur als politisches Machtspiel betrachtet, sondern auch als kulturelle Abrechnung. Die USA sind gespalten wie nie zuvor. Bildung galt lange als Schlüssel zum Erfolg und Status, während die sogenannten "Analphabeten" und "einfachen Menschen" von der Gesellschaft abgewertet wurden. Donald Trump ist es jedoch gelungen, diese Wähler zurück ins Gespräch zu bringen und ihre Stimme in der politischen Arena zu vertreten.

Die kulturelle Revolution, die Trump ins Amt zurückbrachte, spiegelt sich in der extremen Radikalisierung des Wahlkampfs wider. Beleidigungen wie "geistig behindert" und "Faschist" wurden zur Tagesordnung, während beide Seiten um das Überleben Amerikas kämpfen. Diese Wahl war somit nicht nur eine Wahl, sondern ein existenzieller Streit über die grundlegenden Werte der Nation.

Die Frage bleibt: Wird Trump in der Lage sein, die tiefen Risse in der amerikanischen Gesellschaft zu kitten, oder wird sein Sieg die Konfrontation weiter verschärfen? Den Russen bleibt nur der schockierte Blick auf die politische Landschaft, die sie durch ihre eigenen verzerrten Wahlen gut kennen.