
Dirigent Herbert Blomstedt: "Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, Tiere zu essen"
2025-09-18
Autor: Mia
Herbert Blomstedt, der dienstälteste Dirigent der Welt, genießt die stille Ruhe am See in Bengtstorp, einem malerischen Dorf in Schweden, nicht weit von Örebro. Umgeben von Natur und mit einem herrlichen Blick, hat Blomstedt hier seine Sommer mit Familie verbracht – über ein halbes Jahrhundert lang.
Das weiße Haus, das er bewohnt, ist ein Ort der Rückkehr für den Maestro, der zuvor viele Jahre in Luzern lebte. In Bengtstorp und Göteborg plant er weiterhin seine Konzerte, während er gleichzeitig mit den alten Meisterwerken von Bruckner und Beethoven auf Tournee geht. Er dirigiert stets zwischen vierzig und fünfzig Konzerte pro Jahr und denkt schon jetzt an seine nächsten, darunter Sibelius' fünfte Sinfonie, die er für diesen Sommer gewählt hat.
Obwohl Blomstedt mittlerweile einen Rollator benötigt und sein Gehör nicht mehr das beste ist, bleibt seine Lebensfreude ungebrochen. Er plant Zukunftsprojekte und hat das erklärtes Ziel, 120 Jahre alt zu werden – ein Ziel, das bei seiner positiven Einstellung erreichbar erscheint.
In seinem Heim zeigt er stolz eine beeindruckende Sammlung von rund siebzig Bibeln, die ihn seit seiner Kindheit begleiten. Als Sohn eines Adventistenpastors und einer Pianistin sind Bücher seine besten Freunde. In einem kleinen Arbeitszimmer, das er nur für sich allein hat, zwischen Regalen voller Bücher, genießt er die stille Gesellschaft der Literatur.
Seine jüngste Tochter Kristina hat vegane Speisen zubereitet. Die Blomstedts leben vegetarisch und lehnen den Verzehr von Tieren entschieden ab: "Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, Tiere zu essen", erklärt Blomstedt. Dabei drängt es ihn nicht, andere zu überzeugen; er ist vielmehr ein Unterstützer, der für die Kunst und die Musiker kämpft.
Wenn die Familie zusammenkommt, singen sie auch mal ein Kanon als Tischgebet. Blomstedt ist kein Diktator, sondern ein Ermöglicher. Seine Demut und Offenheit zeigen, dass er die Bedeutung von Musik und Menschlichkeit kennt.
Im Gespräch über seine Literatur leidenschaftlich, erinnert er sich daran, wie er schon als Kind Bücher verschlang. Seine Bibliothek spiegelt sein Leben wider – mit einer kurvenreichen Reise durch die Literaturgeschichte. Er hat ein besonderes Interesse für Kunst, Philosophie und vor allem Musik, die auch durch seine Beschäftigung als Dirigent inspiriert ist.
Die Leidenschaft für Bücher und die damit verbundene Kultur zeigt sich auch in einer beeindruckenden Ausstellung seiner Sammlung an der Universitätsbibliothek in Göteborg. Blomstedt ist entschlossen, sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben, während er sich auf die nächsten Herausforderungen als Dirigent vorbereitet.
Herbert Blomstedt ist also nicht nur ein Meister am Pult, sondern auch ein wahrer Bewahrer der Kultur – ein Mann, dessen Einfluss noch lange nachwirken wird.