In der umkämpften Stadt Pokrowsk bleibt der russische Offensive weiterhin erfolglos. Doch anstatt mit großen Truppenmassen anzugreifen, hat Russland eine neue Strategie entwickelt: Das Land setzt auf eine Mischung aus Spionage und gezielten Anschlägen.

Berichten zufolge dringen die russischen Soldaten, leicht bewaffnet und oft ohne Kampfhandlungen, in die Region ein, vor allem dort, wo die ukrainische Verteidigung schwächelt. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, gegnerische Bewegungen auszukundschaften und Informationen über ukrainische Truppen zu sammeln.

Das geheime Spiel der Spione

Eine Reportage der 'Bild'-Zeitung hebt hervor, dass Hunderte russische Soldaten bis zu 20 Kilometer hinter den Frontlinien operieren. Ausgestattet mit Funkgeräten und begrenzten Vorräten, agieren sie im Verborgenen, um die Bewegungen der ukrainischen Truppen zu überwachen und deren Logistik zu stören. Dadurch gibt Moskau gezielte Schläge mit Drohnen und Raketen in Auftrag.

Pokrowsk, strategisch wichtig für die militärische Versorgung im Osten der Ukraine, wird seit Monaten von Russland angegriffen. Obwohl russische Eliteeinheiten der Marineinfanterie die Angriffe unterstützen, gab es bislang keine Erfolge - die Stadt bleibt fest in ukrainischer Hand.

Gefährliche Täuschung und Angriffe

Ein ukrainischer Offizier berichtete, dass russische Kommandeure bereitwillig ihre eigenen Truppen gefährden, indem sie großflächig bombardieren, selbst in Gebieten, in denen sie Spione platziert haben.

Die ukrainischen Streitkräfte sind wachsam. Im August wurde eine Spezialeinheit gegründet, die auf der Suche nach infiltrierten Russen ist. Berichten zufolge haben diese Einheiten in kürzerer Zeit mehr Gefangene gemacht als zuvor.

Der Unsichtbare Krieg

Trotz der Fähigkeit der ukrainischen Verteidiger, einige Funksprüche der russischen Spione abzuhören, scheint Moskaus Taktik der Infiltration erfolgreich zu sein. Es kam vermehrt zu Sabotageakten und gezielten Angriffen auf ukrainische Soldaten.

Die neuen Methoden könnten zudem darauf hindeuten, dass Russland Schwierigkeiten hat, konventionelle Angriffe durchzuführen. Die Spionage könnte eine neue Schwachstelle in der ukrainischen Verteidigung aufspüren, die einem zukünftigen Einmarsch in Pokrowsk den Weg ebnet.

Unklare Frontlinie

Die Lage rund um Pokrowsk bleibt angespannt und verworren. Russische Berichte sprechen von Geländegewinnen, während ukrainische Quellen große russische Einheiten in der Umgebung einkesseln und deren baldige Kapitulation erwarten.

In diesem unsicheren Spiel, in dem Informationen Macht bedeuten, ist der Ausgang der Kämpfe um Pokrowsk noch lange nicht entschieden.