Die faszinierende Reinigung des fliegenden Teppichs am BER: Ein Blick hinter die Kulissen
2024-11-03
Autor: Nina
Ein ungewöhnliches Spektakel entfaltet sich in den nächtlichen Stunden der Abflughalle des Berliner Flughafens. Während die Reisenden längst ihre Flüge genommen haben, setzt die Reinigung eines einzigartigen Kunstwerks ein: den schwebenden Teppich „The Magic Carpet“ der amerikanischen Künstlerin Pae White. Diese faszinierende Installation, die erstmals 2014 enthüllt wurde, hängt majestätisch in der Check-in-Halle und zieht die Blicke der Passanten auf sich.
Adrian Krapf, ein erfahrener Glas- und Gebäudereiniger, steuert eine beeindruckende Raupen-Arbeitsbühne, die an eine riesige elektrische Spinne erinnert und sich auf 8 Meter erhebt. Hier wird er in den kommenden Stunden nahezu akribisch an der Reinigung des 4,4 Tonnen schweren Teppichs arbeiten. Mit seinen Dimensionen von 27 Metern in der Breite und 37 Metern in der Länge bietet der Teppich genug Fläche, um eine praktische Herausforderung für das Reinigungsteam darzustellen.
Die Struktur des Teppichs ist einzigartig: Sie besteht aus 493 stabilen Rahmenkästen, die durch Gelenke verbunden sind. Was das Aussehen betrifft, so hat Pae White Aluminium mit extrem dünnen Füllmaterialien verwendet. Diese Füllmaterialien ergeben eine Streckenlänge von erstaunlichen 12 Kilometern, wenn man sie ausbreiten würde! Der Teppich ist in Verkehrsrot gehalten, die gleiche Farbe, die für Verkehrsschilder verwendet wird und sorgt dafür, dass er trotz seiner Größe auffällt.
Mit einfachsten Reinigungsutensilien, darunter ein blauer Staubwedel und eine Dose Druckluftspray, geht Krapf ans Werk. Chemische Reinigungsmittel sind strikt verboten, um die Lackierung und Struktur des Kunstwerks nicht zu gefährden. Während er sich vorsichtig bewegt, stellt er fest, dass das Ganze zeitweise ein Geduldsspiel ist; zu viel Druck und das Kunstwerk beginnt zu schwingen, während zu wenig den Staub nicht entfernt.
Die nächtliche Reinigung ist eine routinemäßige Aufgabe, die einmal jährlich erfolgt und normalerweise mehrere Nächte in Anspruch nimmt. Doch das hat seinen Grund: Es ist nicht nur die Reinigung, die zählt, sondern auch die Sicherheit des Kunstwerks muss regelmäßig überprüft werden. Michael Leonard, verantwortlich für die Gebäudesicherheit am BER, betont, dass jährlich Sichtprüfungen und alle zwei Jahre intensivere Überprüfungen stattfinden, um sicherzustellen, dass der Teppich sicher aufgehängt ist und keine Teile sich gelöst haben.
In der langen Geschichte der Kunstinstallation am BER hat der Teppich bislang nie eine negative Bewertung erhalten. Dies spricht nicht nur für die Qualität des Kunstwerks, sondern auch für die sorgfältige Pflege, die ihm zuteilwird. Pae White selbst nahm 2021 zum ersten Mal die Reinigung wahr und äußerte sich optimistisch über deren Durchführung.
Ein zusätzliche Herausforderung während der nächtlichen Reinigung ist die Notwendigkeit, Brandschutzmaßnahmen zu berücksichtigen. Während der Reinigungsarbeiten werden die Brandmelder in der Nähe deaktiviert, um Fehlalarme zu vermeiden, die durch aufwirbelnden Staub ausgelöst werden könnten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die nächtlichen Reinigungsoperationen am BER nicht nur Routine sind, sondern auch in einem bemerkenswerten Zusammenspiel von Kunst, Technik und Sicherheit durchgeführt werden. Dies zeigt, dass selbst ein Flughafen wie der BER, trotz seines geschäftigen Alltags, Raum für Kunst und deren Erhaltung bietet. Ein weiterer Beweis dafür: Die Liebe zu Kunst kommt immer auch mit dem Respekt und der Verantwortung, sie zu pflegen.