Das Gehirn von Legasthenikern: Eine faszinierende Entdeckung
2025-01-02
Autor: Lara
Neueste Studien haben gezeigt, dass das Gehirn von Menschen mit Legasthenie signifikant anders aufgebaut ist. Genetische Variationen im Erbgut scheinen eine entscheidende Rolle zu spielen: Personen mit bestimmten genetischen Merkmalen haben ein erhöhtes Risiko, an Legasthenie zu erkranken. Diese neurologische Entwicklungsstörung betrifft schätzungsweise drei bis sieben Prozent der Schulkinder in Deutschland und äußert sich durch erhebliche Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und der Rechtschreibung.
Forschungen am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen ergaben, dass Legasthenie multifaktoriell ist und nicht nur durch Veränderungen in einem einzigen Gen erklärt werden kann. Ein Team unter der Leitung von Sourena Soheili-Nezhad untersuchte die genetischen Daten von über 51.800 Menschen mit Legasthenie und über einer Million ohne. Die Ergebnisse zeigten, dass verschiedene Gehirnbereiche bei den Betroffenen entweder vergrößert oder verkleinert waren.
Bereiche, die für die Bewegungskoordination und Sprachverarbeitung verantwortlich sind, wiesen ein geringeres Volumen auf, während Areale, die für Sehen und Gedächtnis zuständig sind, wie der visuelle Kortex, vergrößert waren. Diese Unterschiede geben Aufschluss darüber, wie genetische Dispositionen die Gehirnentwicklung beeinflussen können.
Ein weiteres spannendes Ergebnis war, dass Veränderungen in der inneren Kapsel, einem wichtigen Teil des Gehirns, nicht nur mit Legasthenie korrelierten, sondern auch oft bei Menschen mit ADHS oder niedrigem Bildungsniveau beobachtet wurden. Dies deutet darauf hin, dass Legasthenie häufig mit anderen kognitiven Herausforderungen verbunden ist.
Ein zentraler Punkt der Forschung ist die Frage, ob diese Gehirnveränderungen Ursache oder Folge der Legasthenie sind. Clyde Francks, einer der beteiligten Wissenschaftler, erklärt, dass es wahrscheinlich ist, dass einige Veränderungen bereits in frühen Lebensphasen entstehen, während andere möglicherweise Reaktionen des Gehirns auf jahrelanges Verhalten sind, wie das Vermeiden von Lesen. Diese Erkenntnisse lohnen sich, um das Verständnis von Legasthenie zu vertiefen und zukünftige Diagnosen und therapeutische Maßnahmen zu optimieren.
Insgesamt könnte eine genauere Untersuchung mit Kinder- und Jugenddaten in zukünftigen Studien dazu beitragen, frühzeitig gezielte therapeutische Strategien zu entwickeln, die auf die speziellen Bedürfnisse von Kindern mit Legasthenie zugeschnitten sind. Die Hoffnung ist, dass durch solche Erkenntnisse nicht nur die Qualität der Interventionen verbessert, sondern auch das Verständnis für diese häufig missverstandene Lernschwäche geschärft werden kann.