Wissenschaft

Krammer: „Wir müssen Pandemien einen Schritt voraus sein!“

2025-01-03

Autor: Sofia

Das Szenario klingt bereits zu vertraut: Ein neuartiges Virus breitet sich rasch aus und immer mehr Fälle werden aus verschiedenen Teilen der Welt gemeldet. Nach den Erfahrungen mit SARS-CoV-2 könnte sich eine ähnliche Situation erneut entwickeln, warnt Florian Krammer, Direktor des neu gegründeten Ignaz-Semmelweis-Instituts. „Vier der letzten sechs Pandemien waren Influenza-Pandemien. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Grippe wieder ein ernsthaftes Problem darstellen wird. Auch innerhalb der Coronaviren gibt es potenziell gefährliche Varianten“, betont Krammer.

Besorgniserregende Entwicklungen bei der Vogelgrippe

Besonders besorgt ist Krammer über die aktuelle Situation in den USA, wo das Vogelgrippe-Virus H5N1 von Vögeln auf Kühe übergesprungen ist und sich weiter verbreitet. Es gibt auch Berichte über Infektionen bei Menschen. „Es sind mittlerweile einige Fälle bekannt, bei denen die Infektionsquelle unklar ist. Das ist äußerst problematisch“, erklärt er. Eine mögliche menschliche Übertragung könnte aufgrund von Anpassungen des Virus drohen, etwas, das Virologen besonders beunruhigt.

Monitoring von unbekannten Viren

Krammer sieht eine der Hauptaufgaben des Instituts darin, solche Entwicklungen zu überwachen – auch bei weniger bekannten Viren wie dem Nipa- und dem Dengue-Virus. „Wir müssen frühzeitig informiert sein und immer einen Schritt voraus. Der Austausch mit anderen Forscherinnen und Forschern ist dabei entscheidend“, sagt er.

Diese frühe Information könnte entscheidend sein, um schnell zu handeln. „Wenn wir den Erreger gut kennen, können wir bereits zu Beginn einer größeren Welle verstehen, wie er Menschen krank macht. So können auch Tests und Antikörper rechtzeitig vorbereitet werden, um Erkrankungen rasch zu erkennen und zu behandeln“, so Krammer.

Infrastruktur des Semmelweis-Instituts

Aktuell besteht die Infrastruktur des Semmelweis-Instituts hauptsächlich aus einem kompetenten Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von fünf österreichischen Universitäten, die gemeinsam die medizinischen Aspekte von Epidemien und Pandemien abdecken. Es wird ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt, um umfassend und präventiv zu arbeiten.

Forschung am heimischen Hanta-Virus

Ein weiterer Schwerpunkt des Instituts wird die Forschung zum heimischen Hanta-Virus sein, das über Urin und Kot von Rötelmäusen übertragen wird. Vor allem in der Steiermark und Kärnten treten immer wieder Infektionen auf, insbesondere wenn die getrockneten Ausscheidungen aufgewirbelt werden. „Die Symptome können grippeähnlich sein und sich bis zu einem ernsthaften Krankheitsverlauf entwickeln, der sogar zu Nierenversagen führen kann. In schweren Fällen kann eine Intensivbehandlung notwendig werden“, warnt Krammer.

Um solch heftige Krankheitsverläufe zu verhindern, wird intensiv an Antikörpern geforscht. „Hier sind wir bereits recht weit fortgeschritten“, gibt er einen positiven Ausblick. Derzeit erlebt das Institut eine Phase des Soft-Openings und soll in den kommenden Jahren in ein eigenes Gebäude umziehen. Im Vollbetrieb werden rund 100 Mitarbeitende im Ignaz-Semmelweis-Institut in Wien tätig sein. Bleiben Sie dran – die Entwicklungen könnten für unsere Gesundheit von immenser Bedeutung sein!