Wissenschaft

Das geheimnisvolle Staubsystem um Wega: Neue Erkenntnisse überraschen Astronomen

2024-11-07

Autor: Louis

Im legendären Roman "Contact" (1985) von Carl Sagan empfängt die Menschheit ein außergewöhnliches Signal aus dem 25 Lichtjahre entfernten Wega-System. Diese fiktiven Signale enthüllen Pläne für die Erzeugung eines Wurmlochs, das die Protagonistin Ellie Arroway für eine Reise ins ferne All nutzen möchte. Das Wega-System, bestehend aus einem Stern mit etwa doppelter Sonnenmasse, ist von einer massiven Staubscheibe umgeben, deren Existenz bereits in den 1980er-Jahren nachgewiesen wurde.

Wega ist mit einem Alter von etwa 450 Millionen Jahren relativ jung, während unsere Sonne mehr als zehnmal älter ist. In Sagans Geschichte gab es seinerzeit noch keine Planeten, allerdings deuteten die Staubringe bereits auf die Ausbildung neuer Welten hin.

Ein fruchtbarer Ort voll unerwarteter Wendungen

Astronomen gingen fälschlicherweise davon aus, dass das reale Wega-System ein ähnliches Bild zeigen sollte: eine reichhaltige Materiescheibe voller Asteroiden-, Kometen- und Staubtrümmer, die geeignete Bedingungen für die Entstehung neuer Exoplaneten bietet. Man hoffte, klare Spuren von Planeten in der Staubscheibe zu finden.

Zu ihrer großen Überraschung entdeckten Forscher bei jüngsten Beobachtungen mit den Teleskopen Hubble und James Webb, dass die Staubscheibe um den Stern unverändert und äußerst gleichmäßig erscheint. Größere Exoplaneten über der Größe von Neptun schienen nicht vorhanden zu sein. Kate Su von der University of Arizona, die die JWST-Beobachtungen leitete, merkte an: "Es bleibt unklar, ob es vielleicht kleinere oder Supererden um Wega gibt."

Faszination und Rätsel

Das Wega-System bleibt ein Mysterium. Mit hochmodernen Instrumenten ist es den Wissenschaftlern gelungen, den langlebigen Ring um Wega detailliert zu vermessen, der sich von etwa 60 bis zu 170 Astronomischen Einheiten (AE) erstreckt. Trotz des Umfangs dieser Scheibe blieben viele Details verborgen, die das JWST nun möglicherweise enthüllen konnte. Andras Gáspár von der University of Arizona erklärte: "Die aktuellen Beobachtungen sorgen für große Verwirrung, da das Wega-System offenkundig anders ist als andere Sternscheiben, die wir bislang untersucht haben."

Besonders auffällig ist die fehlende Struktur in der Staubscheibe von Wega im Vergleich zu Fomalhaut, einem anderen ähnlichen Stern, dessen Scheibe deutliche Lücken zeigt, die durch große, unsichtbare Exoplaneten verursacht wurden. George Rieke von der University of Arizona fragt: "Was könnte den Unterschied zwischen diesen Systemen ausmachen?"

Geheimnisvolle Ringe und ihre Geheimnisse

Zusätzlich zu den kleineren Rätseln identifizierte das JWST einen Ring, ungefähr 60 AE vom Stern entfernt, in dem die Helligkeit abnimmt. Diese Abnahme ist jedoch nicht uniform: Betreiber glauben, dass sie mit der Größe der Partikel zusammenhängt. Möglicherweise gibt es auch einen kleineren Planeten, der Einfluss auf diese Helligkeitsvariationen hat.

Die Beobachtungen legen nahe, dass auch größere Gesteinsbrocken in der Staubscheibe existieren. Die verteilten Partikel haben auf die große Vielzahl von Kometen und Asteroiden hingewiesen, die regelmäßig kollidieren und dadurch Staub produzieren.

"Das Wega-System weist eine deutlich andere Architektur auf als unser Sonnensystem, wo massive Planeten wie Jupiter und Saturn den Staub weitgehend eindämmen", erklärte Schuyler Wolff von der University of Arizona. Das Team ist sich sicher, dass diese neuen Erkenntnisse das Verständnis der Planetenentstehung erheblich beeinflussen werden. Bleibt abzuwarten, welche Geheimnisse das Wega-System noch für die Wissenschaft bereithält! (Thomas Bergmayr, 7.11.2024)