Darmspiegelung: Neue Erkenntnisse verlängern Untersuchungsintervalle auf 15 Jahre!
2024-12-20
Autor: Sofia
Jahrzehntelange Empfehlungen besagten, dass nach einer unauffälligen Darmspiegelung die nächste Untersuchung nach 10 Jahren stattfinden sollte. Doch nun ergeben neue Studien, dass bei Menschen ohne erhöhtes Risiko für Darmkrebs sogar längere Abstände von bis zu 15 Jahren vertretbar sein könnten. Diese Erkenntnisse könnten über 70 Prozent der Personen in der Schweiz betreffen, die sich vorsorglich einer Darmspiegelung unterziehen lassen.
Eine schwedische Studie untersuchte Teilnehmer ohne familiäre Vorbelastung (keinerlei Fälle von Darmkrebs oder entzündlichen Darmerkrankungen unter den ersten Grad Verwandten). Die Wissenschaftler verglichen den Krebsauftritt bei jenen, die im Alter von 45 bis 69 Jahren zur Darmspiegelung gingen und keine Auffälligkeiten feststellten, mit Gleichaltrigen ohne Darmspiegelung.
Das Ergebnis: Wenn die nächste Darmspiegelung erst nach 15 Jahren durchgeführt würde, hätte dies bis zum Alter von 75 Jahren für jeden Einzelnen eine Untersuchung weniger zur Folge. Allerdings: Statistisch gesehen würden etwa 2,4 von 1000 Personen mehr an Darmkrebs erkranken, wenn das Intervall auf 15 Jahre verlängert wird.
Von 1000 Personen würden ungefähr 997 vom längeren Untersuchungsabstand profitieren, während zwei bis drei Personen potenziellen Nachteilen ausgesetzt wären. Die Studienautoren argue, dass diese Resultate die Möglichkeit rechtfertigen, das Untersuchungsintervall auf 15 Jahre zu erweitern, sofern keine Risikofaktoren bestehen und die vorherige Darmspiegelung unauffällig war.
Experten, die die Ergebnisse in "Jama Oncology" kommentierten, betonten, dass diese Daten darauf hinweisen, dass 15 Jahre möglicherweise der optimale Abstand sein könnten. Dies könnte notwendige Änderungen an den aktuellen Richtlinien zur Darmkrebsvorsorge zur Folge haben.
Eine zweite Studie aus Kanada bestätigte ähnliche Erkenntnisse. Sie argumentiert, dass die bisherigen 10-Jahres-Abstände überdacht werden sollten, wenn die Darmspiegelung sorgfältig durchgeführt wurde und der Patient keine Risikofaktoren aufweist.
Allerdings gibt es Einschränkungen in beiden Studien. Sie beleuchteten nicht die möglichen Komplikationen einer Darmspiegelung. Laut einer kanadischen Untersuchung suchen 26 von 1000 Personen aufgrund von Komplikationen nach einer Darmspiegelung ärztliche Hilfe – einige sogar am selben Tag.
Eine entscheidende Information wurde in keiner der Studien erfasst: Der Gesundheitszustand der Teilnehmenden vor der Darmspiegelung. Vorausgesetzt, dass Menschen, die sich zur Krebsvorsorge entscheiden, im Allgemeinen gesünder leben, könnte dies die Ergebnisse verfälschen. Ähnliche Beobachtungen gab es beim Mammografie-Screening, wo Hinweise zeigen, dass hauptsächlich gesunde Frauen daran teilnehmen.
Eine dritte, britische Studie untersuchte Teilnehmer, die vor 21 Jahren zufällig ausgewählt wurden. Ein Teil der Probanden erhielt die Möglichkeit zur „kleinen Darmspiegelung“ – eine Untersuchung, die nur die letzten 30 Zentimeter des Darms umfasst, wo sich etwa 70 Prozent der bösartigen Tumoren befinden. Diese zufällige Zuteilung sollte sicherstellen, dass beide Gruppen zu Beginn vergleichbar waren.
Nach mehr als zwei Jahrzehnten erkrankten in der Gruppe, die auf die Untersuchung eingeladen wurde, 1,4 von 100 Personen an Enddarmkrebs, während in der anderen Gruppe 2,4 von 100 erkrankten. Dadurch konnte die „kleine Darmspiegelung“ einer von 82 Personen vor einem Krebs im Enddarm bewahren, wobei Männer dreimal so oft profitierten wie Frauen.
Zusammenfassend bleibt die Frage offen, ob Personen ohne Risikofaktoren tatsächlich von diesen Untersuchungen profitieren – ein kritischer Punkt für künftige Forschung und Screening-Empfehlungen.