Gesundheit

Krebs: Ärztin spritzt sich Viren in Tumor – Revolutionärer Selbstversuch oder ethischer Skandal?

2024-12-22

Autor: Emma

Berlin. Ein schockierender Selbstversuch erregt die Gemüter in der medizinischen Fachwelt: Die Virologin Beata Halassy aus Zagreb hat ihre Brustkrebsdiagnose mit selbstgezüchteten Viren behandelt. Während sich die Berichterstattung auf ihre Erfolge konzentriert, fragt sich die medizinische Gemeinschaft, ob dieser Weg wirklich als Vorbild dienen kann.

Halassy injizierte über einen Zeitraum von zwei Monaten mehrere Male Viren direkt in ihren Tumor. Erstaunlicherweise schrumpfte der Tumor und konnte nach wenigen Wochen operativ entfernt werden. Eine anschließende Analyse ergab, dass ihr Immunsystem aktiv wurde und die Krebszellen zerstörte. Ihre eigenen Angaben zufolge ist sie seit 45 Monaten krebsfrei.

Der umstrittene Bericht über diesen Selbstversuch wurde Ende August im renommierten Fachjournal „Vaccines“ veröffentlicht, was eine hitzigeDebatte auslöste: Hat Halassy ethische Grenzen überschritten oder trägt ihr Experiment zur Krebsforschung bei?

Die Entstehung der onkolytischen Virotherapie, kurz OVT, geht auf eine zufällige Entdeckung in den 1970er-Jahren zurück. Damals wurde beobachtet, dass ein Kind mit einer Tumorerkrankung, das an Masern erkrankt war, eine Verkleinerung des Tumors aufwies. Diese Erkenntnisse haben dazu geführt, dass seitdem ausgiebig an der Therapie mit Viren geforscht wird. Tatsächlich gibt es mittlerweile zugelassene Medikamente, die auf dieser Basis entwickelt wurden und bei bestimmten Krebsarten, wie dem malignen Melanom, eingesetzt werden.

Halassy beschreibt in ihrem Bericht, dass sie ein modifiziertes Masernvirus und ein Stomatitis-Virus genutzt hat, um sich selbst zu behandeln. Unterstützt wurde sie dabei von Onkologen, die bereit standen, falls die Therapie nicht greifen sollte. Dies zeigt, dass es für sie nicht nur um einen Selbstversuch ging, sondern auch um eine fundierte medizinische Überlegung, die in einem kontrollierten Rahmen stattfand.

Die Reaktionen sind jedoch geteilt. Kritiker haben Bedenken geäußert, dass solche Selbstversuche andere Patienten dazu anregen könnten, von bewährten Behandlungsmethoden abzulassen. Guy Ungerechts, ein angesehener Krebsforscher, weist darauf hin, dass solche Experimente nur in extremen Fällen durchgeführt werden sollten, wenn andere Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind.

Die Möglichkeiten der OVT sind vielversprechend. Universitäten und Forschungseinrichtungen arbeiten daran, modifizierte Viren zu entwickeln, die gezielt Krebszellen angreifen, während sie gesunde Zellen verschonen. Das könnte in den kommenden Jahren zu neuen, sicheren Therapien führen, die mehr Patienten zugutekommen könnten.

Beata Halassy und ihr Forschungsteam betonen, dass Selbstmedikation nicht der erste Ansatz in der Krebsbehandlung sein sollte, und fordern, dass die Forschung auf dem Gebiet weiter gefördert wird. Das Ziel ist es, ein besseres Verständnis und effizientere Behandlungen für Krebspatienten zu entwickeln – vielleicht sogar eine Art „Wunderwaffe“ gegen diesen gefürchteten Gegner.

Die Frage bleibt allerdings: Ist der Weg, den Halassy eingeschlagen hat, ein Lichtblick in der Krebsforschung oder ein gefährliches Spiel mit dem Leben? Die Debatte ist eröffnet, und es bleibt spannend, was die Zukunft für die onkolytische Virotherapie bringen wird.