Berufskrankheit Parkinson – Ein vergessener Beruf und seine Gefahren
2024-11-14
Autor: Nina
Hubert Roßkothen fährt über seinen Acker im malerischen Niedertaufkirchen, Bayern. Auf den ersten Blick könnte er ein ganz normaler Landwirt sein, doch dahinter verbirgt sich eine tragische Geschichte: Der 62-Jährige leidet an Parkinson, einer Krankheit, die oft mit dem Älterwerden assoziiert wird, aber in seinem Fall durch seinen Job verstärkt wurde. Seine Diagnose erhielt er erst 2020, doch die ersten Symptome bemerkte er schon viel früher: "Mein Geruchssinn verschwand. Ich dachte, es sei eine gute Sache, da ich nie den Gestank meiner Gülle wahrnahm. In Wirklichkeit roch ich ihn einfach nicht mehr."
Die Verbindung zwischen der Parkinson-Krankheit und dem Beruf des Landwirtes ist ein Thema, das nun endlich mehr Aufmerksamkeit erhält. In Deutschland wird Parkinson seit 2023 als Berufskrankheit anerkannt, ähnlich wie in Frankreich. Voraussetzung ist, dass Landwirte nachweisen können, dass sie während ihrer Karriere mindestens 100 Tage direkten Kontakt mit Pflanzenschutzmitteln hatten. Roßkothen ist da kein Einzelfall: Trotz der Risiken hat er über viele Jahre hinweg Pestizide ausgebracht, oft ohne geeignete Schutzkleidung, was ihn und viele andere Landwirte anfällig für gesundheitliche Schäden machte.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Risikobewusstsein stark verändert. Offene Traktorkabinen, hohe Giftbelastung in der Luft und der sorglose Umgang mit Chemikalien waren früher an der Tagesordnung. Studien aus den 1980er-Jahren belegen mittlerweile, dass bestimmte Herbizide und Insektizide nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Menschen ähnliche neurologische Symptome hervorrufen können.
Heute müssen Landwirte strengen Vorschriften folgen und Schutzkleidung tragen. Alle drei Jahre sind Fortbildungen erforderlich, um die Sicherheitsstandards im Umgang mit chemischen Stoffen zu gewährleisten. Werner Heller von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft betont den steigenden Druck, sich an diese Vorschriften zu halten: "Verstöße können mit hohen Bußgeldern geahndet werden, was es heute notwendig macht, Schutzkleidung konsequent zu tragen."
Innovative Technologien, wie die Closed-Transfer-Systeme, bieten zukunftsweisende Lösungen, um den Kontakt zwischen Pflanzenschutzmitteln und den Anwendern zu minimieren. Dies könnte langfristig dazu beitragen, die Gesundheit der Landwirte zu schützen.
Für Hubert Roßkothen kommt jedoch diese sicherheitsbewusste Entwicklung zu spät. Als Biolandwirt ist er nun weitgehend geschützt vor den Gefahren von Pestiziden, aber sein Antrag auf Anerkennung als Berufskrankheit bei der Berufsgenossenschaft steht noch aus. Diese Anerkennung könnte ihm eine höhere Rente sichern, was für viele betroffene Landwirte von großer Bedeutung ist. Bisher haben über 8000 Landwirte in Deutschland einen solchen Antrag gestellt, was zeigt, wie ernst das Problem ist und wie dringend Veränderungen im Bereich der Arbeitssicherheit erforderlich sind.
Die Verbindung zwischen den beruflichen Risiken und der Parkinson-Krankheit ist ein wichtiges, oft übersehenes Thema. Es ist an der Zeit, den Landwirten die Unterstützung und Anerkennung zukommen zu lassen, die sie benötigen, um gesünder und sicherer arbeiten zu können.