Berufe der Zukunft: Weltraumschrott-Management wird zur Schlüsselkompetenz
2024-11-09
Autor: Lara
Stijn Lemmens, ein niederländischer Spezialist, hat sich auf ein bemerkenswertes Tätigkeitsfeld spezialisiert. Als „leitender Analyst für die Eindämmung von Weltraumschrott“ bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) setzt er sich aktiv dafür ein, die zunehmende Vermüllung der Erdumlaufbahn zu bekämpfen. Dies geschieht durch enge Zusammenarbeit mit Raumfahrzeugkonstruktoren und Akteuren der Branche, um innovative Missionen zu entwickeln, die den Orbit weniger belasten.
Die Aufmerksamkeit konzentriert sich bei der Raumfahrt oft auf den Start von Raumfahrzeugen. Die Frage, was mit den Überresten von Satelliten, Raketen und anderen Objekten geschieht, wurde jedoch lange Zeit vernachlässigt. Viele frühere Missionen verfügten nicht über eine Ausstiegsstrategie, und das Ergebnis war eine wachsende Menge an Weltraumschrott. „In den letzten 60 Jahren haben wir den Weltraum genutzt, als wäre er eine unendliche Ressource“, erklärt Lemmens, „aber in den letzten zehn Jahren ist das Bewusstsein gewachsen, dass dies nicht der Fall ist.“
Einer der vielversprechenden Berufe, die in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen werden, ist der des Digitalförsters, insbesondere im Kontext des Weltraumschrotts. Diese Rolle wird entscheidend sein, um technische Lösungen zu entwickeln, die Raumfahrzeuge nach Abschluss ihrer Mission sicher in die Atmosphäre zurückbringen.
Die ESA hat zahlreiche Ansätze entwickelt, um die Müllmenge im All zu reduzieren. Dazu gehören beispielsweise Antriebssysteme, die auch Jahre nach dem Start funktionieren sowie Technologien, die es Raumfahrzeugen ermöglichen, Kollisionen mit Satelliten und anderem Weltraummüll zu vermeiden. Ein weiteres zentraler Punkt in den Bemühungen um ein nachhaltiges Weltraummanagement ist, dass Satelliten am Ende ihrer Lebensdauer ihre Position so verändern, dass sie sicher in die Erdatmosphäre eintreten und dort verglühen können. Derzeit empfehlen nationale und internationale Richtlinien, dass dies innerhalb von 25 Jahren nach dem Ende der Betriebsdauer geschehen sollte. Lemmens und sein Team plädieren jedoch dafür, diese Frist auf fünf Jahre oder weniger zu verkürzen.
Es ist wichtig, die Denkweise zu ändern, dass der Weltraum unendliche Möglichkeiten bietet, so Lemmens. Ein Unverständnis darüber könnte in der Zukunft zu einem ernsthaften Problem führen, das nicht nur den Zugang zu wichtigen orbitalen Routen behindert, sondern auch das Risiko von Kollisionen erheblich erhöht.
Lemmens hat den Wunsch geäußert, dass seine Arbeit irgendwann nicht mehr notwendig ist. Angesichts von rund 11.500 Satelliten und mehr als 35.000 aktiven Gretzobjekten, die derzeit im Weltraum verfolgt werden, scheint dies jedoch momentan unwahrscheinlich. Zudem haben Forscher bereits begonnen, radikalere Ansätze zu untersuchen, wie etwa das Recycling von Satellitenkomponenten im Orbit.
Die Vision einer nachhaltigen Raumfahrt, bei der Umweltschutz und technologische Innovation Hand in Hand gehen, könnte eines Tages zur Realität werden. Lemmens ist optimistisch, dass der Gedanke an Nachhaltigkeit bald nicht nur eine Option, sondern ein Standard in der Raumfahrttechnik wird. „Im besten Fall wird Nachhaltigkeit zur Norm, sodass Ingenieure bereits bei der Konstruktion ihrer Raumfahrzeuge daran denken“, resümiert er.