Bern: Werner Martignoni verstorben – ein Leben im Dienst der Politik und Literatur
2025-01-03
Autor: Lara
Der ehemalige Regierungs- und Nationalrat Werner Martignoni ist am 30. Dezember im Alter von 97 Jahren verstorben. Dies wurde von seiner Familie bekannt gegeben, die auch berichtete, dass Martignoni zusammen mit seiner Ehefrau Mathilde im Beisein ihrer Angehörigen verstarb. Laut seinem Sohn Thomas war er bis zu seinem Tod geistig sehr präsent und aktiv. Die Entscheidung, selbstbestimmt zu gehen, sei auf körperliche Gebrechen zurückzuführen, jedoch blickte er mit Genugtuung auf ein erfülltes Leben zurück.
Martignonis politische Laufbahn erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte und fand ihren Ursprung in der BGB (Bund der Bürgerlichen Gemeinden) und später in der SVP (Schweizerische Volkspartei). Er begann seine politische Karriere auf lokaler Ebene, wo er als Gemeinderat und Gemeindepräsident von Muri tätig war. 1966 wurde er in den Grossen Rat des Kantons Bern gewählt und von 1974 bis 1986 diente er als Mitglied des Berner Regierungsrats, während er von 1979 bis 1986 auch im Nationalrat saß.
Ein markanter Wendepunkt in seiner Karriere war 1979, als er gegen Leon Schlumpf um die Nachfolge von Bundesrat Rudolf Gnägi antrat und die Wahl verlor. Diese Niederlage bedeutete das Ende der ständigen Präsenz des Kantons Bern in der Landesregierung.
Ein zentrales Anliegen in seiner politischen Tätigkeit war der Jurakonflikt. Als Präsident der Juradelegation und Finanzdirektor war er entscheidend an den Verhandlungen zur vermögensrechtlichen Aufteilung zwischen den Kantonen beteiligt. Sein Engagement führte 1984 zu einem abschließenden Konkordat.
Die Berner Finanzaffäre stellte jedoch einen herben Rückschlag dar. Laut dem Historischen Lexikon der Schweiz war Martignoni als einer der Hauptverantwortlichen für die missbräuchliche Verwendung von Steuer- und Lotteriegeldern. Infolge dieser Affäre verzichtete er auf eine erneute Kandidatur bei den Wahlen 1986 und 1987.
Sein Sohn betont, dass Martignoni stets bestrebt war, nach bestem Wissen und Gewissen im Interesse des Kantons zu handeln. Um unabhängige Lösungen zu erzielen, lud er auch den jurassischen Regierungsrat François Lachat zu informellen Gesprächen ein. Martignoni war entschlossen, eine Eskalation des Jurakonflikts zu verhindern, inspiriert von den gewaltsamen Konflikten in Nordirland und Spanien.
Nach seinem Rückzug aus der Politik 1987 widmete sich Martignoni der Literatur und übertrug bedeutende Werke der Weltliteratur ins Berndeutsche, darunter Goethes „Faust“ und Ibsens „Peer Gynt“. Seine Übersetzung von Goethes berühmtem Vers wurde von Literaturkritikern als beeindruckende Leistung gewürdigt.
Werner Martignoni wurde am 28. Mai 1927 geboren und begann seine Karriere als Journalist bei der „Neuen Berner Zeitung“. Sein Engagement für die Politik und die Kultur hinterlässt eine bleibende Spur in der Geschichte des Kantons Bern.