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Arbeitslos nach der Lehre: Drei junge Frauen berichten von ihren Kämpfen

2025-09-13

Autor: Noah

Jugendarbeitslosigkeit auf Rekordhoch

Die Jugendarbeitslosigkeit hat im August einen alarmierenden Anstieg erlebt. Drei junge Frauen teilen ihre schockierenden Erfahrungen, warum sie trotz abgeschlossener Ausbildung und enormer Motivation keinen Job finden können.

Jessica: Von Höhenflügen zu schmerzhaften Niederlagen

Jessica Schiesser schien auf dem richtigen Weg. Nach ihrer KV-Lehre bei SRF arbeitete sie in der Buchhaltung und erwarb nebenbei die Berufsmatura. Ihr Wechsel zu einem Start-up im Marketing war ein mutiger Schritt, der initial Früchte trug. Doch dann, Ende 2024, wurde alles anders: Das Start-up strich Stellen und Jessica verlor ihren Job. In den acht Monaten seither hat sie sagenhafte 170 Bewerbungen abgeschickt – ohne Erfolg.

„Ich habe mich geschämt“, gesteht sie. Obwohl sie zahlreiche Weiterbildungsmaßnahmen und ein Job-Coaching in Anspruch nahm, erhielt sie lediglich zwei Einladungen zu Vorstellungsgesprächen.

Der verheerende Effekt von Absagen

Kürzlich, nach einer weiteren Absage, machte sie ein TikTok-Video über ihre Lage. „Anfangs hatte ich Angst, darüber zu sprechen. Doch mein Video wurde über 100.000 Mal angesehen, und viele erzählten mir in den Kommentaren, dass sie dasselbe erleben.“

Anna: Vom HR-Profi zur Bewerberin

Anna W. hat den Arbeitsmarkt von zwei Seiten kennengelernt – sowohl als Bewerberin als auch als HR-Expertin. Nach einer erfolgreichen Karriere in ihrem Unternehmen und dem Erwerb ihrer HR-Zertifizierung verlor sie im März ihren Job, als das gesamte Team ausgetauscht wurde. „Das hat mich emotional komplett mitgenommen“, beschreibt die 26-Jährige. Seitdem sieht sie sich mit ständigen Absagen konfrontiert und fragt sich: „Wie kann es sein, dass es einen Fachkräftemangel gibt, wenn junge Talente keine Chance bekommen?“

Sina: Ein Teufelskreis der Arbeitslosigkeit

Sina C. aus Winterthur, die 2022 ihre Kochlehre abschloss, konnte im Lehrbetrieb nicht bleiben. „Ohne Erfahrung ist es extrem schwer“, sagt die 25-Jährige. Nach einer langen Phase der Arbeitslosigkeit und dem Verbrauch ihrer Leistungen wandte sie sich an das Sozialamt. Heute lebt sie in einer betreuten Einrichtung und arbeitet temporär in der Pflege. „Die erfolglose Suche hat mich depressiv gemacht“, gibt sie zu.

Ein besorgniserregender Trend

Diese Geschichten sind leider keine Einzelfälle. Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft waren im August 2025 rund 2073 frisch ausgebildete Lehrlinge arbeitslos – das sind 1,6 Prozent aller Arbeitslosen. Die Zahl der 15- bis 24-Jährigen ohne Job ist im Vergleich zum Vormonat um fast 20 Prozent gestiegen.

Das Seco verweist auf Programme wie Praktika und spezielle Coachings für junge Arbeitslose. Doch die Erfahrungen von Jessica, Anna und Sina zeigen: Trotz aller Bemühungen bleibt der Eintritt ins Berufsleben häufig ein unerreichbarer Traum.