Nation

Antisemitismus in der Schweiz: Eine Untersuchung der jüdischen Erfahrungen

2024-11-12

Autor: Alina

Max Frenkel, mein Onkel und Jude, lebte viele Jahre in Solothurn und gab einmal zu Protokoll: „Wegen meiner Zürcher Herkunft erlebte ich in Solothurn mehr Anfeindungen als wegen meiner Religion.“ Diese Aussage verdeutlicht eine Bisexualität im Erleben von Diskriminierung, die auch andere Schweizer Juden bestätigen können.

In der Schweiz haben die Juden in der Regel die Möglichkeit, ein erfülltes Leben zu führen, ohne größere Anfeindungen fürchten zu müssen. Die meisten Erfahrungen sind oft harmloser Natur, wie etwa unpassende Witze oder unangemessene Kommentare, die jedoch dennoch eine gewisse Belastung für das Individuum darstellen können.

Trotz der umfassenden positiven Aspekte des Lebens in der Schweiz haben einige jüdische Organisationen Schwierigkeiten damit, das Leben in der Schweiz als Offline-Jubeljahr zu betrachten. Organisationen wie der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) und die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) äußern immer wieder Bedenken bezüglich der Zunahme von Antisemitismus und versuchen, auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam zu machen.

Ein aktuelles Beispiel aus Davos zeigt die Spannungen zwischen jüdischen Traditionen und lokalen Gepflogenheiten. Jeden Sommer finden sich dort tausende orthodoxe Juden ein, und es entstehen Konflikte rund um die Einhaltung der allgemeinen Regeln für ein harmonisches Zusammenleben. Themen wie Abfallentsorgung und der Umgang mit Sportgeräteverleih können schnell zu Streitpunkte werden.

Um den Dialog zu fördern, plant der SIG einen jüd.-kulturellen Liederabend in Davos, um die Frage aufzuwerfen, wie weit Antisemitismus geht und wo die Grenzen zwischen berechtigter Kritik und Vorurteilen verlaufen. Unter dem Motto „Massnahmen zur Verständigungsförderung der Bevölkerung“ sollen neue Wege der Kommunikation gefunden werden.

Parallel dazu wird die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) erneut eine Studie in Kooperation mit dem SIG und der GRA durchführen. Diese Studie nennt sich: „Schweizweite Befragung von Jüdinnen und Juden zu ihren Erfahrungen mit Antisemitismus“. Zur Erinnerung: In der Schweiz leben etwa 18’000 Juden, und ein repräsentatives Ergebnis kann nur durch die breite Teilnahme an dieser Umfrage erzielt werden.

Da bereits im Jahr 2020 eine ähnliche Umfrage mit nur 487 Rückmeldungen durchgeführt wurde, die von den Autoren als „Gelegenheitsstichprobe“ bezeichnet wurde, bleibt abzuwarten, wie viele Juden dieses Mal an der Umfrage teilnehmen werden. Trotz der geringfügigen Teilnahme lieferten die Forscher eine umfassende Analyse, die aufzeigt, dass laut den Ergebnissen nur eine Person wegen antisemitischen Handlungen verurteilt wurde.

Die Erneuerung dieser Studie wirft und provoziert Fragen zu den Kosten, die hierbei verursacht werden, und ob regelmäßige Erhebungen dieser Art wirklich aussagekräftige Ergebnisse liefern können. In einer zunehmend polarisierten Gesellschaft ist es wichtig, dass der Dialog über Antisemitismus weitergeführt wird. Was steckt hinter den Schattierungen des Antisemitismus und wie können Betroffene besser unterstützt werden? Bleiben Sie dran!