
Antikoagulation bei Device-detektiertem Vorhofflimmern: Eine personalisierte Entscheidung
2025-09-01
Autor: Louis
Kein klarer Vorteil für Antikoagulanzien
Eine aktuelle Analyse der NOAH-AFNET 6 Studie zeigt, dass eine Antikoagulation mit Edoxaban bei Patient:innen mit device-detektiertem Vorhofflimmern (DDAF) keinen signifikanten Vorteil gegenüber keiner Antikoagulation bietet. Dies wurde von Dr. Nina Becher vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auf dem Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie in Madrid präsentiert.
Individuelle Risiken und Nutzen abwägen
Patient:innen mit DDAF haben ein deutlich geringeres Risiko für Schlaganfälle im Vergleich zu denen mit klassisch per EKG diagnostiziertem Vorhofflimmern. Dennoch bleibt die Frage, welche dieser Patient:innen eine Antikoagulation zur Schlaganfallprävention benötigt, weiterhin unbeantwortet.
Ergebnisse der Studie im Detail
In der Hauptanalyse der NOAH-AFNET 6 Studie zeigte sich, dass die Antikoagulation das geringe Schlaganfallrisiko bei DDAF-Patient:innen zwar leicht reduziert, gleichzeitig jedoch auch das Risiko für schwere Blutungen erhöht. Aufgrund dieser Erkenntnisse sowie der vermuteten steigenden Blutungsrate wurde die Studie vorzeitig beendet.
Win-Ratio-Analyse als innovativer Ansatz
Dr. Becher erläutert eine neuartige Win-Ratio-Analyse, die den Ereignissen in der Studie eine hierarchische Reihenfolge nach ihrer klinischen Bedeutung zuweist. Diese Methode ermöglicht eine differenzierte Bewertung des Nutzens von Antikoagulanzien bei DDAF-Patient:innen.
Die wichtigsten Erkenntnisse der Analyse
Die Analyse umfasste 2534 Patient:innen und zeigte, dass die Mehrheit während der Nachbeobachtungszeit ohne Komplikationen blieb. Der Vergleich ergab keinen statistischen Vorteil einer Therapie mit Edoxaban: Selbst bei der Berücksichtigung von Todesfällen und schweren Blutungen war der Unterschied nicht ausreichend, um die Risiken zu rechtfertigen.
Zukunft der Behandlungsstrategien
Laut Prof. Paulus Kirchhof, dem wissenschaftlichen Leiter der Studie, könnte eine Behandlungsstrategie, die auf Antikoagulation verzichtet und stattdessen regelmäßige EKGs anordnet, für die meisten DDAF-Patient:innen sinnvoll sein. Künftige Analysen sollten sich darauf konzentrieren, spezifische Patientengruppen zu identifizieren, für die Antikoagulation tatsächlich vorteilhaft ist.
Fazit: Maßgeschneiderte Therapieentscheidungen notwendig
Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit einer personalisierten Herangehensweise an die Behandlung von Vorhofflimmern. Die Entscheidungsfindung muss unter Berücksichtigung individueller Patientenpräferenzen und spezifischer Risikofaktoren erfolgen.