Gesundheit

Amylotrophe Lateralsklerose: Stecken giftige Pilze hinter der Häufung von ALS in Montchavin?

2025-04-05

Autor: Leonardo

In den malerischen französischen Alpen, genauer gesagt in dem kleinen Dorf Montchavin auf 1250 Metern Höhe, hat sich in den letzten Jahren eine alarmierende Häufung von Fällen der neurodegenerativen Erkrankung Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ergeben. Diese Krankheit, die fortschreitenden Verlust von Nervenfunktionen verursacht und häufig zum Tod durch Atemstillstand führt, betrifft normalerweise nur zwei bis drei Personen pro 100.000 Menschen jährlich. Doch Montchavin, ein touristisches Zentrum, hat seit 2009 über ein Dutzend ALS-Fälle verzeichnet.

Die Neurologin Emmeline Lagrange, die die Fälle in Montchavin untersucht, fand heraus, dass die Patienten überwiegend aktive Outdoor-Sportler waren, die lange Jahre in der Region verbracht haben. In der Gruppe der Betroffenen waren sowohl Einheimische als auch Migranten aus verschiedenen Ländern wie Polen und Kanada vertreten. Interessanterweise hatte keiner der Patienten eine familiäre Vorgeschichte von ALS, und einer der Hauptfaktoren, die Lagrange und ihr Team untersuchten, war die Ernährungsweise der Dorfbewohner.

Besonderes Augenmerk fiel auf den Verzehr von Giftlorcheln (Gyromitra esculenta), einer äußerst giftigen Pilzart, die in den Wäldern Europas wächst und aufgrund ihrer Neurotoxine als nicht essbar gilt. Trotz der gesetzlich untersagten Verkaufsbeschränkungen in Frankreich berichten viele darüber, diese Pilze wegen ihres angeblich köstlichen Geschmacks zu konsumieren. Untersuchungen zeigen, dass alle betroffenen Personen absichtlich Giftlorcheln gegessen hatten, und seither wird intensiv über den Zusammenhang zwischen dieser Ernährungsweise und dem Auftreten von ALS diskutiert.

Die Hypothese, dass giftige Substanzen aus Lebensmitteln neurologische Erkrankungen verursachen könnten, ist nicht neu. Eine vergleichbare Situation trat bereits gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf der mikronesischen Insel Guam auf, wo eine hohe Inzidenz von neurologischen Erkrankungen unter der einheimischen Bevölkerung, den Chamorro, beobachtet wurde. Diese Epidemie wurde auf den Verzehr von palmfarnähnlichen Samen zurückgeführt und kann möglicherweise als Parallele zur gegenwärtigen Situation in Montchavin betrachtet werden.

In ihren Forschungen schlossen Lagrange und ihre Kollegen eine Kontrollgruppe ein, um den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Giftlorcheln und der Entwicklung von ALS zu belegen. Die Ergebnisse scheinen klar zu zeigen, dass es einen signifikanten Unterschied zwischen den ALS-Patienten und einer Kontrollgruppe gibt, die keine Giftlorcheln gegessen hat.

Trotz der aufkommenden Beweise bleiben einige Experten skeptisch. Dr. Jeffrey D. Rothstein von der Johns Hopkins University betont, dass weitere Nachweise nötig sind, um festzustellen, ob die Häufung tatsächlich auf einen gemeinsamen Risikofaktor zurückzuführen ist oder ob es sich um zufällige Fälle handelt. Im Gegensatz dazu unterstützt Peter Spencer vom Oregon Health & Science University die Forschungsergebnisse und zieht klare Parallelen zu ähnlichen epidemiologischen Mustern.

Spencer's Forschung zeigt, dass bestimmte chemische Stoffe, die in giftigen Lebensmitteln vorkommen, das Erbgut der Nervenzellen schädigen und zu erheblichen neurologischen Beeinträchtigungen führen können. Der Prozess könnte ähnlich wie bei Krebserkrankungen vor sich gehen, was den Wissenschaftlern weitere Hinweise auf die Gefahren des Konsums von mit Toxinen belasteten Lebensmitteln liefert.

Mit einem großen Bewusstsein für die Gefahren, die mit dem Verzehr von Giftlorcheln verbunden sind, fordert die Forschungsgemeinschaft, die Öffentlichkeit über die möglichen Risiken aufzuklären. Die Untersuchungen zu Montchavin könnten nicht nur lokale Bedeutung haben, sondern auch globale Auswirkungen auf die Gesundheitssicherheit im Zusammenhang mit dem Konsum von wild gesammelten Lebensmitteln.