Alarmstufe Rot: Europas Autohersteller fordern Weichenstellung bei Klimazielen
2024-09-19
Autor: Sofia
In einem offenen Brief an die EU-Kommission schlagen die führenden Automobilhersteller Europas Alarm: Sie warnen vor dem drohenden Verlust von Millionen Arbeitsplätzen, falls die verschärften Klimaziele ab 2025 tatsächlich umgesetzt werden. Die europäische Automobilindustrie sieht sich nicht nur mit enormen Strafzahlungen, die sich auf bis zu 16 Milliarden Euro belaufen könnten, sondern auch mit der Gefahr konfrontiert, ihre Produktion drastisch drosseln zu müssen.
Die Vereinigung der europäischen Automobilhersteller, ACEA, betont, dass viele Unternehmen schlichtweg nicht in der Lage sind, die neuen Vorschriften einzuhalten. Dies könnte dazu führen, dass die Produktion von mehr als zwei Millionen Fahrzeugen mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren eingestellt werden muss, was dem Produktionsausstoß von acht großen Fabriken entspricht. Das hätte katastrophale Folgen für die Beschäftigung und würde in der gesamten Zulieferindustrie Millionen von Arbeitsplätzen kosten.
Zusätzlich wird der umständliche Absatz von Elektrofahrzeugen als Hauptursache für die hohen durchschnittlichen CO₂-Emissionen identifiziert. Trotz der Bemühungen, E-Autos zu produzieren, verkaufen viele Hersteller nur einen geringen Anteil von ihnen, was die Einhaltung der neuen Grenzwerte gefährdet.
Wirtschaftsredakteur Matthias Heim beschreibt das Vorgehen der Autoindustrie als ein gefährliches „Powerplay“. Die Bedrohung der Arbeitsplätze wird als Druckmittel eingesetzt, um von der EU eine Aufweichung der Klimaziele zu erreichen. „Die Autohersteller haben seit 2019 gewusst, dass die neuen Standards kommen", so Heim. „Es ist verwunderlich, dass sie jetzt um Zeit bitten, um sich vorzubereiten.“
Eine besondere Herausforderung stellt sich beim Kräftevergleich zwischen Ländern mit starker Automobiltradition wie Deutschland und Italien und jenen wie Schweden und Dänemark, die bereits jetzt erfolgreich die neuen CO₂-Grenzwerte einhalten. Während die nordischen Länder den Wechsel zu umweltfreundlicheren Fahrzeugen aktiv unterstützen, zeigt sich Deutschland ausgebremst durch interne Rigidität.
Die aktuelle Situation ist alarmierend: In Europa sinkt der Verkauf von Neuwagen um etwa 20 Prozent im Vergleich zu den Zahlen vor der Pandemie. Dies führt dazu, dass viele Automobilwerke nicht ausgelastet sind, was sich negativ auf die Unternehmensgewinne auswirkt. Diese Krise ist nicht nur ein Problem der Klimapolitik, sondern auch eine direkte Bedrohung für die wirtschaftliche Stabilität der Automobilindustrie in Europa. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die EU tatsächlich die Kraft hat, ihre Klimaziele gegen den Druck der Industrie durchzusetzen.