ACLED-Konfliktindex: Weltweit nehmen Kriege dramatisch zu
2024-12-13
Autor: Simon
Die neuesten Daten des Armed Conflict Location and Event Data Project (ACLED) zeigen einen alarmierenden Anstieg der globalen Konflikte in den letzten fünf Jahren. Diese Nichtregierungsorganisation bietet einen umfassenden Überblick über gewaltsame Konflikte und deren Entwicklung, und die aktuellen Statistiken deuten darauf hin, dass Palästina im Jahr 2024 als der gefährlichste und gewalttätigste Ort der Welt gilt.
Laut Andreas Juon, einem Konfliktforscher der ETH Zürich, ist es allerdings schwierig, die Bedeutung eines Konflikts allein anhand des ACLED-Indexes zu bewerten. „Obwohl der Index hilft, die Intensität eines Konflikts darzustellen, gibt er nicht immer die absoluten Todeszahlen wieder. Deshalb ist es essenziell, auch andere Faktoren zu betrachten“, erklärt Juon.
Die Prognosen für 2025 sind düster: ACLED geht von einem weiteren Anstieg der Konflikte um 15 Prozent aus. Juon äußert sich vorsichtig: „Wir müssen die tatsächlichen Hintergründe von Konflikten analysieren, anstatt uns nur auf Prognosen zu stützen. In den letzten zehn Jahren beobachten wir eine kontinuierliche Steigerung nicht nur der Anzahl, sondern auch der Intensität dieser Konflikte.“
Ein Blick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass der Anstieg der Konflikte nicht erst in jüngerer Zeit begann: Bereits seit 2010 beobachten Forscher eine signifikante Zunahme. Juon nennt geopolitische Veränderungen als einen Schlüsselfaktor. Die Rolle der USA als Weltpolizei hat sich gewandelt; ihre Fähigkeit und Bereitschaft zur Friedenssicherung ist gesunken.
Zudem spielt der zunehmende Nationalismus in vielen Staaten eine entscheidende Rolle. „Aggressive nationalistische Regierungen fördern interne Konflikte, indem sie ethnische Minderheiten politisch und wirtschaftlich ausschließen. Diese Ausschlüsse erhöhen das Risiko von Bürgerkriegen erheblich“, warnt Juon. Diese Entwicklungen sind nicht nur auf regionale Konflikte beschränkt, sondern erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit zwischenstaatlicher Kriege.
Ein weiterer besorgniserregender Trend ist die allgemeine Abnahme liberaler demokratischer Institutionen. Dies führt dazu, dass Dialog und Kompromisse zwischen verschiedenen politischen Akteuren seltener werden, was die Lösung von Konflikten weiter erschwert. Experten warnen: Wenn diese Trends anhalten, könnte die internationale Gemeinschaft vor extremen Herausforderungen stehen, die die Stabilität zahlreicher Regionen gefährden. Der ACLED-Konfliktindex ist damit ein wichtiges Werkzeug, um ein Bewusstsein für die zunehmenden globalen Spannungen zu schaffen und zur Diskussion über mögliche Lösungen anzuregen.