50 Jahre Ueli Bier: Der Mut eines Arztes, der das Schweizer Bierkartell herausforderte
2024-11-16
Autor: Gabriel
Der Bierboom in der Schweiz hat in den letzten Jahren viele Kleinbrauereien hervorgebracht, wie Aare Bier, Kitchen Brew oder Monstein. Diese kreative Explosion im Brauwesen war vor 50 Jahren unvorstellbar, als Großbrauereien wie Feldschlösschen und Warteck das Terrain dominierten und ein legales Kartell bildeten.
Damals, im Jahr 1974, eröffnete der Basler Arzt Hans Jakob Nidecker das Restaurant Fischerstube, das lange verlebt gewesen war und ein fester Bestandteil des Bierkartells war. Er war gezwungen, Bier von der Firma Anker in Frenkendorf BL zu beziehen, was ihm missfiel, da er eigentlich das heimische Warteckbier servieren wollte.
Nidecker’s Vision: Eigenes Bier für die Fischerstube
Nachdem Warteck sich weigerte, seine Biere an die Fischerstube zu liefern, traf Nidecker eine mutige Entscheidung: Er begann selbst zu brauen. Am 13. November 1974 wurde das Ueli-Bier erstmals gezapft. Anton Welti, der erste Braumeister, reflektiert über Nideckers mutigen Schritt: "Es war ein finanzielles Risiko, aber Nidecker war ein freiheitsliebender Mensch."
Die Braukunst wurde in der Fischerstube weiter verfeinert, während neue Sorten in der heimischen Waschküche ausprobiert wurden, anscheinend nicht immer zur Freude von Welti's Frau.
Eine 2000 Jahre alte Rezeptur für den Erfolg
Unter den vielen Kreationen blieb das Bier ":Tut-Anch-Ueli" besonders im Gedächtnis. Inspiriert von der Ausstellung über Tutanchamun im Basler Antikenmuseum, wurde es nach einem 2000 Jahre alten Rezept gebraut, das auf einer Grabtafel entdeckt wurde. Die Brauerei wuchs schnell und musste schließlich erweitern, um der Nachfrage nach Ueli-Bier gerecht zu werden.
Expansion und neue Herausforderungen
Die Brauerei in der Fischerstube konnte die Kapazitätsgrenzen nicht länger ignorieren und errichtete eine über 100 Meter lange unterirdische Bier-Pipeline zu einer neuen Abfüllstation. 2004 wurde die Bierproduktion auch nach Lörach in Deutschland verlagert. Diese Entwicklungen fielen zusammen mit der Auflösung des Schweizer Bierkartells im Jahr 1992. Der Druck von Discountern, die ihr eigenes Bier brauten, führte zum Zerfall des Kartells.
Doch mit der Auflösung des Kartells stieg der Konkurrenzdruck für das Ueli-Bier. Im Jahr 1998 wurde beispielsweise die lokale Brauerei Unser Bier in Basel gegründet, und mittlerweile gibt es zahlreiche Kleinbrauereien in der Region, die Craft-Biere herstellen.
Ein lokales Bier für Basel
Adrian Baumgartner, der aktuelle Geschäftsführer von Ueli Bier, sieht die wachsende Konkurrenz positiv: "Es geht uns allen gut. Die Kunden entscheiden sich heute lieber für regionale Biere anstelle internationaler Marken." Baumgartner betont, dass Ueli Bier weiterhin ein lokales Produkt bleiben soll; eine Expansion in andere Teile der Schweiz steht nicht auf der Agenda. "Wir machen weiterhin Bier für Basel. Die Walliser sollten ein Bier für die Walliser brauen, und die Bündner für die Bündner," fügt er hinzu.
Das Ueli-Bier steht als Symbol für den mutigen Aufstand gegen ein monopolistisches System und zeigt, dass mit Innovation und Entschlossenheit auch in einem traditionellen Markt Platz für Neues geschaffen werden kann. Ein bezahlbares, schmackhaftes und lokales Bier soll auch in den kommenden Jahren das Aushängeschild des Basler Brauwesens bleiben.