Nation

Zürich: Revolution im Verkehr – Bürger entscheiden für Straßenabbau!

2024-09-23

In einem bahnbrechenden Schritt hat die Stadt Zürich bei der letzten Abstimmung die Weichen für eine grundlegende Verkehrswende gestellt. Der Verein Umverkehr, der sich seit über zwei Jahrzehnten für die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs starkmacht, feierte einen bedeutenden Erfolg bei den lokalen Abstimmungen. Dies ist ein bemerkenswerter Gegensatz zu ihrem letzten Versuch auf nationaler Ebene, der vor 24 Jahren letztlich krachend scheiterte.

In elf Städten Schweiz, von Aarau bis Zürich, wurden Stadtklima-Initiativen präsentiert, die verlangen, dass jährlich ein Prozent der Straßenfläche abgebaut wird. Während Umverkehr in Basel auf Widerstand stieß, kam es in Zürich zu einem echten Durchbruch: Die Stimmberechtigten stimmten sowohl für die Zukunfts-Initiative, die den Straßenraum zugunsten des Fuß- und Radverkehrs verringert, als auch für die Gute-Luft-Initiative, die zusätzlich neue Grünflächen schafft.

Die Stadt verpflichtet sich, in den nächsten zehn Jahren gesamte 607.000 Quadratmeter Straßenfläche zurückzubauen – das entspricht dem fast 40-fachen von Zürichs Sechseläutenplatz. Diese Entscheidungen bedeuten nicht nur eine Verringerung des Autoverkehrs, sondern auch eine signifikante Aufwertung des urbanen Lebensraums.

Silas Hobi, Geschäftsführer des Umverkehrs, betont die Dringlichkeit einer raschen Umsetzung: Mit sogenannten „Quartierblöcken“ könnte der Autoverkehr durch temporäre Lösungen wie Blumenkübel und Sitzbänke aus Wohngebieten ferngehalten werden. Das Ziel ist, de facto Wohnviertel zurückzugewinnen und sie umweltfreundlicher zu gestalten.

Der Plan umfasst nicht nur die Reduzierung der Straßenfläche, sondern auch die Umwandlung von Parkplätzen in Radwege, um die Stadt für Radfahrer attraktiver zu machen. Hierbei ist die Umwandlung von 112.000 Quadratmetern Parkfläche in Fahrradstreifen von großer Bedeutung.

Die Herausforderung bleibt jedoch die Umsetzung. Seit Jahren geht die Anzahl der Bäume in Zürich zurück, und viele fragen sich, wie die Stadtverwaltung mit dieser Tatsache umgehen wird. Der Stadtrat hat sich selbst für ambitionierte und machbare Lösungen ausgesprochen und verweist auf erfolgreiche Beispiele wie Barcelona und Paris.

Die Mitte-rechts-Parteien haben anteilig auf die Gefahr einer Parkplatzreduzierung hingewiesen, doch das Ergebnis dieser Abstimmung zeigt ein starkes öffentliches Interesse an einer besseren Lebensqualität in der Stadt.

Es steht bereits die nächste große Abstimmung an: FDP und SVP wollen mit einer Gesetzesinitiative gegensteuern, indem sie die Anzahl der Parkplätze in Zürich einfrieren möchten. Aber die aktuelle Stimmung und das Votum der Bürger deuten darauf hin, dass der Wunsch nach mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer über die Parkplatzfrage hinausgeht.

Das könnte ein neues Kapitel in der Zürcher Verkehrspolitik einläuten, wo die Bürger nicht nur Einfluss nehmen, sondern auch tatsächlich Veränderungen fordern, die ihren Lebensraum bereichern. Diese Entscheidungen könnten ein Signal für andere Städte in der Schweiz und darüber hinaus sein – wagt Zürich den Schritt in die Zukunft?