Zürcher Weihnachts-Tatort «Fährmann» – die Kritik
2024-12-22
Autor: Gabriel
Nach sieben enttäuschenden Folgen können wir endlich erleichtert aufatmen! Der Zürcher Tatort «Fährmann» hat uns mit einem fesselnden Serienmörder und packenden Charakteren begeistert.
In diesem spannenden Weihnachtskrimi geht es um die Kommissarinnen Isabelle Grandjean und Tessa Ott, die an einem Weihnachtsmarkt in Zürich einen äußerst charmanten, aber gefährlichen Serienmörder namens Marek Kowalski (gespielt von Lucas Gregorowicz) ins Visier nehmen. Kowalski, ein gutaussehender Unternehmensberater, versteckt seine dunklen Absichten hinter einer Fassade der Anziehung und des Charmes.
Die Story ist durchtränkt von Mythen, insbesondere von der griechischen Legende über den Fährmann Charon, der den Toten den Weg ins Jenseits bahnt. Kowalski scheint sich als eine Art Gott zu inszenieren, der über Leben und Tod entscheidet, und nutzt dabei die antike Silbermünze als symbolisches Werkzeug für seine grausamen Taten.
Das Drehbuch bietet nicht nur Spannung, sondern auch tiefgreifende Einblicke in die Psyche der Charaktere. Isabelle Grandjean, die in der Vergangenheit oft als kontrolliert und humorlos dargestellt wurde, erhält hier die Möglichkeit, ihre menschliche Seite und innere Konflikte zu zeigen. Ihre verzweifelte Suche nach der Wahrheit führt sie an die Grenzen der Legalität und in Gefahr, was dem Plot eine zusätzliche Schicht an Dramatik verleiht.
Die Bildsprache und die intensive Musikuntermalung machen den Tatort zu einem visuellen und akustischen Erlebnis. Der Regisseur Michael Schaerer hat mit seiner Erfahrung als Filmeditor dafür gesorgt, dass die Episode top zusammengefügt wirkt, ohne in die Fallen vorheriger Folgen zu geraten. Die Atmosphäre wird durch die meisterhaft eingesetzte Musik von Mirjam Skal verstärkt, die eine perfekte Mischung aus traditionellen Klängen und modernem Sound schafft.
Die herausragende schauspielerische Leistung von Lucas Gregorowicz und Anna Pieri Zuercher verleiht der Episode zusätzliches Gewicht. Gregorowicz bringt die Komplexität seines Charakters fesselnd zum Leben und schafft es, die Zuschauer bis zur letzten Minute im Dunkeln zu lassen.
Obwohl die Episode viele Elemente des Klassikers eines Krimis enthält, bietet sie jedoch auch aktuelle gesellschaftliche Reflexionen, etwa über Moral, Macht und die Abgründe der menschlichen Seele. In einer Zeit, in der viele Zuschauer nach tiefgründigen und packenden Geschichten suchen, hat der Zürcher Tatort mit «Fährmann» einen Volltreffer gelandet, der nicht nur die Herzen der Fans erobern könnte, sondern auch neue Zuschauer anzieht. Ein Fest für Krimifans an den Feiertagen, das man sich nicht entgehen lassen sollte!