Die von US-Präsident Donald Trump angedrohten und bereits eingeführten Zölle auf kanadische Produkte haben in Deutschland und international für große Besorgnis gesorgt. Besonders im kanadischen Windsor, der südlichsten Stadt des Landes, ist die Verunsicherung spürbar.

In einer Werkhalle außerhalb von Windsor zeigt ein Mitarbeiter stolz eine hochpräzise Fünf-Achs-Maschine, die in der Lage ist, komplexe Strukturen aus massiven Stahlblöcken zu schneiden. Unter den Maschinen wird bereits eine Halbfertigung für einen Auto-Kotflügel beobachtet, die in einer weiteren Fabrik schließlich zur Serienproduktion von Lkw-Fronten verarbeitet werden soll.

Die Unsicherheit unter den Unternehmen ist enorm. Jonathan Azzopardi, der Geschäftsführer von Laval International, einem Unternehmen mit 80 Beschäftigten, berichtet: „Jeder Produktionsauftrag bringt Fragen mit sich. Wir wissen einfach nicht, ob zum Zeitpunkt der Auslieferung Zölle in Kraft sein werden oder nicht. Das macht es unmöglich, planvoll zu wirtschaften.“

Wirtschaftsexperten betonen, wie eng die kanadische und die US-amerikanische Wirtschaft miteinander verflochten sind. Zahlreiche Freihandelsabkommen der letzten Jahrzehnte haben es ermöglicht, dass Unternehmen über die Grenzen hinweg zusammenarbeiten. Die veränderten Rahmenbedingungen sorgen nun jedoch für erschreckende Herausforderungen. „Freihandelsabkommen waren gedacht, um feingliedrige Lieferketten zu schaffen. Jetzt werden wir dafür bestraft“, so Azzopardi weiter.

Detroit liegt nur wenige Minuten von Windsor entfernt, und die historische Verbindung zwischen den beiden Städten ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Die Ambassador Bridge ist eine zentrale Handelsroute; im letzten Jahr überquerten 2,3 Millionen Lastwagen diese Brücke, was den Handel zwischen den beiden Ländern erheblich erleichtert hat.

In Windsor gibt es zahlreiche Produktionsstätten von US-Autoherstellern. Ford, das vor über 120 Jahren eine Fabrik in Windsor eröffnete, stellt heute noch Motoren her, und Stellantis (ehemals Chrysler) produziert dort Fahrzeuge. Die Einführung von Zöllen könnte jedoch zu einer rapiden Verlagerung der Produktion zurück in die USA führen. Bürgermeister Drew Dilkens warnt: „Die Autohersteller könnten binnen einer Woche anfangen, ihre Fabriken einzustellen.“

Die Auswirkungen auf die Beschäftigung und die gesamte Wirtschaft sind erheblich. Zulieferer in der Region werden voraussichtlich bald Mitarbeiter entlassen müssen, da sie von den Hauptlieferanten abhängig sind. In der Bevölkerung wächst die Angst vor einer möglichen Rezession, die durch den Zollkrieg ausgelöst werden könnte.

Trump scheint sich des Risikos bewusst zu sein und ist bereit, Kanada in eine wirtschaftliche Krise zu stürzen. Selbst wenn seine Drohungen nur als Taktik erdacht sind, bleibt die Unsicherheit für die Unternehmen und Arbeitnehmer in der Region ein drängendes Problem. Die Lage bleibt angespannt, und viele werden mit Argusaugen beobachten, wie sich die Situation entwickeln wird. Der Druck auf die Regierungen beider Länder wächst, um eine Lösung zu finden, bevor die wirtschaftlichen Schäden irreparabel werden.