Seit über 20 Jahren leben Wölfe wieder in Deutschland, und ihre Zahl hat sich rasant erhöht – ein Phänomen, das durch eine aktuelle Studie erklärt wird. „Die Überlebensraten der deutschen Wolfspopulation sind im Vergleich zu anderen Regionen außergewöhnlich hoch und gehören sogar zu den höchsten weltweit“, erklärt Stephanie Kramer-Schadt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in einer Pressemitteilung. Der Hauptgrund dafür ist die Fülle geeigneter Lebensräume, die den Tieren zur Verfügung stehen. „Auch der strenge gesetzliche Schutz hat einen wesentlichen Beitrag geleistet“, fügt sie hinzu.

In den letzten zwei Jahrzehnten lag die durchschnittliche Überlebenswahrscheinlichkeit junger Wölfe bei 75 Prozent, während erwachsene Tiere sogar eine Überlebensrate von 88 Prozent erreichen konnten. Diese Zahlen sind einzigartig: In anderen, nicht bejagten Wolfspopulationen lagen die höchsten Überlebensraten in den USA bei 78 Prozent und in einigen alpinen Regionen Europas bei 82 Prozent.

Die Wachstumsgeschichte der Wölfe in Deutschland könnte jedoch bald ein Ende haben. Sobald die Tragfähigkeit eines Gebietes erreicht ist – also die maximale Anzahl an Wölfen, die in einem Lebensraum ohne nachhaltige Schäden leben kann – wird die Überlebensrate voraussichtlich sinken. Derzeit breiten sich die Bestände aber weiterhin aus. „Sobald die optimalen Lebensräume besetzt sind, wird das Bevölkerungswachstum verlangsamt“, erklärt Kramer-Schadt.

Eine große Gefahr für die Wölfe stellt der Straßenverkehr dar. Besonders unerfahrene junge Wölfe fallen immer wieder Autofahrern zum Opfer. Laut den Ergebnissen der Studie wurden die meisten Wölfe in Deutschland in den letzten Jahren etwa drei Jahre alt, während das höchste dokumentierte Alter fast 13 Jahre betrug. Im Schnitt bringe ein Wurf vier Nachkommen zur Welt.

Laut dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) lebten im Monitoringjahr 2022/23 184 Wolfspackungen, 47 Wolfspaare und 22 sesshafte Einzelwölfe in Deutschland. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vor allem von Sachsen über Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern bis nach Niedersachsen.

Die Familienrudel bestehen in der Regel aus einem Elternpaar sowie deren Welpen und den Jungtieren der Vorjahre. In den deutschen Wäldern finden die Wölfe reichlich Beute – vor allem Rehe und Wildschweine, von denen es hierzulande in vielen Regionen übergroße Bestände gibt.

Zusätzlich könnte das wachsende Interesse der Menschen an Wolf-Populationen, verbunden mit Fortbildungsangeboten und Schutzprojekten, dazu beitragen, dass sich die Wölfe noch besser in unserer Landschaft etablieren können. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Wolfspopulationen in den kommenden Jahren entwickeln werden!