Technologie

Winamp: Quellcode endlich offengelegt – Kommt das Comeback des Kultplayers?

2024-09-26

Die Quelltexte des legendären MP3-Players Winamp sind nun endlich für alle zugänglich im Netz. Wie bereits im Mai bekannt gegeben, hat das Unternehmen die Quellen in einem speziellen GitHub-Projekt bereitgestellt. Doch die proprietäre Lizenz wirft Fragen und Diskussionen auf.

In dem dazugehörigen Readme des GitHub-Projekts erklärt Winamp, dass die Öffnung der Quelltexte Entwicklern die Möglichkeit gibt, den Player zu modernisieren und an die Bedürfnisse der heutigen Nutzer anzupassen. Es gibt auch spezifische technische Anforderungen, wie die Nutzung von "Visual Studio 2019" und speziellen Intel-IPP-Bibliotheken. Dies ermöglicht es Entwicklern, aktiv an der Weiterentwicklung von Winamp teilzunehmen.

Allerdings enttäuscht die Art der Lizenz viele: Anstelle einer weit verbreiteten freien Lizenz wie GPL, entschied sich Winamp für die sogenannte "Winamp Collaborative License (WCL)". Ursprünglich war diese Lizenz äußerst restriktiv und erlaubte nicht einmal das Forken (d.h. das Erstellen einer abgeleiteten Version) des Projekts, was jedoch für viele Entwickler eine Grundvoraussetzung ist, um aktiv mitarbeiten zu können. Nach einer Welle der Kritik hat das Unternehmen schnell eine aktualisierte Version herausgebracht und die passage gestrichen, die Forken untersagte.

Doch die Befürchtungen sind nicht ganz unbegründet – selbst nach der Lizenzanpassung bleibt unklar, wie viele Entwickler tatsächlich Interesse an einer Mitarbeit haben. Die nun gültige Lizenz könnte die eigenständige Weiterentwicklung behindern. Einige Entwickler äußern sich kritisch zu den Lizenzbedingungen und bemängeln, dass Winamp sich offenbar nicht wirklich für eine offene Zusammenarbeit interessiert, sondern lediglich kostenlose Arbeitskräfte anwerben möchte.

Winamp erlebt mit dieser Entscheidung einen Wendepunkt in seiner langen Geschichte. Seit über 27 Jahren ist die Software ein Bestandteil der Musiklandschaft und war einst der beliebteste MP3-Player auf Windows-Desktops. In Zeiten dominierender Musik-Streaming-Dienste könnte diese Öffnung des Quellcodes möglicherweise als strategischer Schritt dient, um die Relevanz von Winamp zurückzugewinnen. Geschäftsführer Alexandre Saboundjian hat bereits betont, dass das Unternehmen die Kontrolle über die Software behalten möchte und selbst entscheiden wird, welche Entwicklungen in die offizielle Version übernommen werden.

Hat Winamp in der Vergangenheit bereits einen Ruf als Innovationsführer genossen, könnte dieser Schritt nun ein Schlüssel zu einem erfolgreichen Comeback des Kultplayers sein. Die Frage bleibt, ob Winamp in der Lage sein wird, alte Nutzer zurückzugewinnen und neue Entwickler für das Projekt zu begeistern.