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Williams in Schwierigkeiten: Was hinter dem fehlenden Flügel-Video steckt

2025-03-21

Autor: Noah

(Motorsport-Total.de) - Williams steht am Samstagmorgen vor einer besonderen Herausforderung bei den Kommissaren, und der Grund könnte skurriler nicht sein. Das Team hat es versäumt, die geforderten Videodateien, die den Front- und Heckflügel betreffen, innerhalb der vorgegebenen Frist von einer Stunde nach dem Freien Training bereitzustellen.

Diese Kameras, die eine Überwachung der Flügelverformung unter aerodynamischen Belastungen ermöglichen sollten, haben prompt zu Schuldzuweisungen geführt, als Williams die Aufnahmen nicht rechtzeitig lieferte. Bisher hat der Rennstall keine Erklärung für dieses Versäumnis abgegeben.

Es ist allerdings wichtig zu beachten, dass es durchaus harmlose Erklärungen geben könnte. Die Videos sind nicht in der Lage, eindeutig zu beweisen, ob ein Flügel den Vorschriften entspricht oder nicht. Ein Blick in die sozialen Medien zeigt zahlreiche Beiträge von F1-Fans, die Onboard-Aufnahmen teilen, auf denen Flügel unter Last sichtbar verformt sind, oft verbunden mit Forderungen nach sofortigen Maßnahmen.

Die Verformung von Flügeln unter aerodynamischem Druck ist jedoch ein normales Phänomen - eine vollständige Vermeidung ist technisch unmöglich. Die entscheidende Frage dreht sich eher um das Ausmaß der Verformung und die Absichten dahinter.

Eine präzise Methode zur Messung der Verformung wäre die Anwendung definierter Gewichte in Ruhe. Allerdings ist auch diese Methode nicht immer praktikabel, weshalb die FIA kürzlich die erlaubten Toleranzen bei Tests von Heckflügeln angepasst hat.

Das Wettrennen zwischen Technik und Regeln

F1-Teams haben diese statischen Prüfmethoden seit Jahrzehnten strategisch nutzen gelernt. In der Vergangenheit versuchte die FIA, dem entgegenzuwirken, indem sie eine Mindesthöhe für die Fahrzeuge vorschrieb, die ebenfalls nur stationär überprüft werden konnte.

Designer wie Gordon Murray haben es geschafft, diese Regulierungen durch innovative Lösungen zu umgehen. Beispielsweise montierte er die Karosserie auf pneumatisch gefederten Streben, was bedeutete, dass die Seitenkästen im Stand legal hoch blieben, aber unter Fahrbelastung sanken - ein klassischer Trick, der die Grenzen des Erlaubten ausreizte.

Im vergangenen Jahr führte die FIA beim Belgien-Grand-Prix neue Videokontrollen ein, um wissenschaftlich fundierte Informationen über die tatsächliche Verformung der Flügel unter realen Bedingungen zu erhalten. Diese hochauflösenden Kameras wurden strategisch platziert, um sowohl den Front- als auch den Heckflügel zu überwachen.

Vorrangig kommen diese Kameras in den Freien Trainings zum Einsatz, was Raum für Spekulationen gibt: Es könnte darauf hindeuten, dass Teams absichtlich grenzwertige Komponenten für das Qualifying und das Rennen einsetzen. Offenbar war eine Analyse des Onboard-Materials einiger Fahrzeuge beim ersten Training in Australien der Auslöser für die jüngsten Verschärfungen in den Testverfahren.

Kein direkter Regelverstoß, aber dennoch Konsequenzen

Im vorliegenden Fall hat Williams jedoch nicht gegen die technischen Vorschriften verstoßen. Vielmehr handelt es sich um einen formalen Verstoß gegen eine technische Richtlinie. Zudem gab es keine Verpflichtung, Videomaterial aus dem Sprint-Qualifying in China bereitzustellen.

Der Bericht des technischen Delegierten weist lediglich darauf hin, dass das geforderte Videomaterial nicht innerhalb der gesetzten Frist eingereicht wurde und nicht, dass Williams gänzlich kein Material übermittelt hätte.

Dies könnte der Grund dafür sein, weshalb die Kommissare die Anhörung auf Samstagmorgen in Shanghai (8:30 Uhr Ortszeit, 1:30 Uhr MEZ) verschoben haben: Es handelt sich nicht um einen Notfall, der sofort behandelt werden muss.

Dennoch bleibt die Frage offen: Sollte Williams für dieses Versäumnis nicht bestraft werden, könnte dies andere Teams ermutigen, ebenfalls verspätet oder gar nicht Videomaterial einzureichen - dies könnte die gesamte Kontrollphilosophie in der Formel 1 untergraben.

Selbst wenn eine unschuldige Erklärung für das verspätete Einreichen vorliegt und keine Vorschriften verletzt wurden, scheint eine Strafe unvermeidlich. Die entscheidende Frage bleibt - angesichts der Neuheit des Falls - wie schwer sie ausfällt. Auch die Auswirkungen auf die Teamstrategie könnten beträchtlich sein, insbesondere wenn in Zukunft ähnliche Situationen auftreten.