
Wenn der Giftpilz das Familienessen unerwartet vergiftet
2025-09-10
Autor: Sofia
Familiengeheimnisse und schreckliche Wahrheiten
Filme und Kunst zeigen Familien oft in einem düsteren Licht, geprägt von Missbrauch, emotionaler Manipulation und ungelösten Traumata. Das neueste Werk von Françoise Ozon, "Wenn der Herbst naht", bricht jedoch mit diesem Klischee und bietet einen fesselnden Familienkrimi, der die Zuschauer ständig im Ungewissen lässt.
Ein idyllisches Dorf und ein schreckliches Unglück
Der Handlungsort ist ein malerisches Dorf am Waldrand, wo die Großmutter Michelle ihren Ruhestand genießt. Sie kultiviert ihren Garten, kocht und verbringt Zeit mit ihrer besten Freundin Marie-Claude. Das Besondere an ihrem Leben ist ihr Enkel Lucas, der in den Ferien zu Besuch kommen soll. Doch das, was als idyllischer Sommerbeginn gefeiert werden könnte, verwandelt sich in einen Albtraum.
Am ersten Ferientag stirbt Valérie, Michelles Tochter, fast durch giftige Pilze, die die Großmutter für das Familienessen gesammelt hat. Nur sie hat die Pilze gegessen, da Lucas und Michelle aus verschiedenen Gründen darauf verzichtet haben. Während Valérie ins Krankenhaus gebracht wird, reagiert sie danach nicht mehr auf die Anrufe ihrer Mutter.
War es ein Unfall oder war es Absicht?
Im Laufe des Films wird die Frage, ob die Vergiftung wirklich ein Versehen war, immer fragwürdiger. Ozon spielt meisterhaft mit den Erinnerungen und Geheimnissen der Charaktere und lässt den Zuschauer im Dunkeln über viele unaufgeklärte Fragen. Was hat der Sohn von Marie-Claude, Michelles Freundin, verbrochen? Welche geheimen Konflikte schlummern zwischen Valérie und Michelle?
Düstere Motive und biblische Anklänge
Der Film ist nicht nur ein spannender Krimi, sondern beschäftigt sich auch mit dunklen Themen wie Prostitution und dem Einfluss der Vergangenheit auf das Familienleben. Die Erzählung eröffnet mit biblischen Anklängen, als Michelle in der Kirche der Geschichte von Maria Magdalena lauscht. Später erfahren wir, dass sie selbst in Paris als Prostituierte lebte.
Durch den Film zieht sich das Motiv der enttäuschten Erwartungen, die sich durch die generationsübergreifende Last von Geheimnissen und schmerzhaften Erinnerungen manifestieren. Die Beziehungen zwischen den Charakteren sind komplex und ambivalent, und trotz aller Konflikte bleibt die Liebe im Kern erhalten.
Ein fesselndes und atmosphärisches Erlebnis
Ozon gelingt es, mit minimalen Mitteln und subtilen Inszenierungsstilen eine bedrohliche und doch fesselnde Stimmung zu erzeugen. Die wirklichen Bedrohungen werden nie direkt gezeigt, wodurch der Zuschauer immer auf der Kante seines Sitzes verweilen muss, während die Geschichte in einem Schwebezustand gefangen bleibt.
Zusammenfassend ist "Wenn der Herbst naht" ein meisterhaft erzählter Film, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken über familiäre Bindungen und die Schatten der Vergangenheit anregt. Ein Muss für alle, die komplexe und tiefgründige Erzählungen schätzen.