Nation

Wenn ausländische Gäste verunglücken: Wer zahlt die Rechnung?

2025-09-20

Autor: Noah

Das Schattenproblem der Tourismusregionen

Lauterbrunnen im atemberaubenden Berner Oberland zieht Abenteurer aus aller Welt an. Doch der Preis für den Adrenalinkick ist hoch: Rund 70 Basejumper haben hier ihr Leben verloren. Unfälle bei anderen Extremsportarten wie Bungee-Jumping, Canyoning und Downhill-Mountainbiking sind ebenfalls keine Seltenheit.

Hohe Kosten für Rettungseinsätze

Ein Luftrettungseinsatz der Air-Glaciers schlägt durchschnittlich mit 3.600 Franken zu Buche. Bei komplexeren Rettungen können die Kosten sogar auf über 5.000 Franken steigen. Kommt es zu einem langen Krankenhausaufenthalt, wird es für die betroffenen Gemeinden finanziell echt brenzlig.

Ungedeckte Kosten: Wer springt ein?

Insbesondere Touristen aus Drittstaaten sind oft nicht ausreichend versichert. Wenn sie sich nach einer Rettung einfach ins Ausland absetzen, bleiben Spitäler und Gemeinden oft auf den Kosten sitzen. Ein prägnantes Beispiel: Das 600-Seelen-Dorf Alpthal musste vor über zehn Jahren eine Krankenhausrechnung von über 100.000 Franken übernehmen, weil ein armer Jakobsweg-Pilger auf ihrem Gebiet verunglückte.

Gesetzliche Pflichten und Probleme

Braucht ein Tourist dringend Hilfe, ist der Aufenthaltskanton gesetzlich verpflichtet, die Rettungs- und Krankenhauskosten zu übernehmen. Während einige Kantone wie Uri und Nidwalden direkt handeln, geben andere, darunter auch Bern, diese finanziellen Lasten an die Gemeinden weiter.

Gemeinden in der Zwickmühle

Dies führt zu einer finanziellen Ungleichheit in beliebten Urlaubsregionen. Martin Kuratli, Gemeindevertreter in Flims, beschreibt die Situation als alles andere als gemeindefreundlich. Früher waren die Gäste weniger versichert, doch jetzt gibt es Fortschritte. Er plädiert dafür, dass Spitäler die Behandlungskosten vorab auf den Kreditkarten der Patienten blockieren, eine Praxis, die im Ausland gang und gäbe ist.

Alltägliche Unfälle kosten ebenfalls viel

Auch die Gemeinde Engelberg bleibt oft auf unbezahlten Rechnungen sitzen. Laut Gemeindeschreiber Roman Schleiss handele es sich dabei in den meisten Fällen nicht um Extremsportverletzungen, sondern um gängige Unfälle oder gesundheitliche Probleme. Die Kosten schwanken stark, reichen von wenigen tausend bis zu mehreren 100.000 Franken pro Jahr.

Tourismus übersteigt die Ausgaben

Zum Glück sind die meisten Hochrisikosportler gut versichert, sodass die Gemeinden selten auf den Kosten sitzen bleiben. Und insgesamt übersteigen die Einnahmen aus dem Tourismus die Kosten in der Regel deutlich. Für die Gemeinden bleibt das Fazit: Ein Mekka für ausländische Gäste zu sein, lohnt sich letztendlich enorm!