
Warnung der Stillberaterinnen vor Muttermilch-Spenden auf Facebook
2025-03-31
Autor: Lara
«Katharina bietet in St.Gallen Muttermilch zur Spende an», klingt ein Beitrag auf Facebook. Interessierte können direkt mit ihr in Kontakt treten. Sie ist nicht die einzige, die ihre Milch online zur Verfügung stellt. «Johanna hat in Sargans ebenfalls #milk2share» eingestellt. Diese Beiträge stammen aus der Facebook-Gruppe «Human Milk 4 Human Babies – Switzerland», die rund 1700 Follower hat und es sich zum Ziel gesetzt hat, Muttermilch an Familien in der Schweiz zu vermitteln. Die Seite selbst ist nicht kommerziell und der Handel mit Milch ist strikte untersagt.
Früher ernährten Ammen die Kinderreicher, heute sind es Influencerinnen, die ihre Erfahrungen teilen. Immer mehr Frauen verlassen sich auf soziale Medien, um ihre Überschüsse an Muttermilch an andere Eltern weiterzugeben. Katharina und Johanna sind nur zwei Beispiele in einer wachsenden Gemeinschaft, die sich über Facebook vernetzt.
Das Luzerner Model Anja Zeidler hat die Gruppe ebenfalls empfohlen und klärt ihre 250.000 Follower über die Vorteile von Muttermilch auf. «Ich habe selbst Milchspenden für mein Kind erhalten und möchte anderen Frauen helfen, die in ähnlichen Situationen sind», erklärte sie. Diese Trends zeigen, dass Mütter alternative Wege suchen, um ihren Kindern die bestmögliche Ernährung zu bieten, insbesondere wenn das Stillen nicht möglich ist.
Die Risiken der Online-Spende
Trotz der guten Absichten birgt der Austausch von Frauenmilch über Online-Plattformen ernsthafte Risiken. Carina Treibig und Claudia Piccolotto von der Stillberatung am Ostschweizer Kinderspital warnen eindringlich vor den Gefahren. «Es besteht die Möglichkeit, dass Krankheiten, wie Geschlechtskrankheiten oder Hepatitis, über die Muttermilch auf das Baby übertragen werden», erklärt Treibig. Es sei von entscheidender Bedeutung, den Lebensstil der Spenderin zu kennen – ebenso wie die Bedingungen, unter denen die Milch abgepumpt wurde.
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Auch die Lagerung der Milch ist extrem wichtig. «Am besten ist es, die Milch direkt von der Brust zu verwenden», so Treibig weiter. Die Ungewissheit darüber, ob es sich wirklich um Spenderinnenmilch handelt, öffnet zudem die Tür zu weiterer Problematik. Ein gut gemeinter Tausch könnte für das Kind im schlimmsten Fall sogar tödlich enden.
Die Antwort der Fachleute
Die Stillberaterinnen am Ostschweizer Kinderspital betonen, dass es keinen gesetzlichen Rahmen gibt, der den Tausch von Muttermilch online regelt. Diese Frauen handeln auf eigenes Risiko und die Beratungsexperten empfehlen ausdrücklich, keine ungeprüfte Milch zu verwenden. Immer mehr Eltern werden auch darauf hingewiesen, dass bei gesunden Babys keine Nachteile von industriell gefertigter Milch bestehen.
Der Kampf um gesunde Ernährung für Frühgeborene
Das Ostschweizer Kinderspital arbeitet ausschließlich mit getesteter und pasteurisierter Frauenmilch aus der eigenen Frauenmilchbank. Die strengen Richtlinien garantieren, dass die Gesundheit der Empfängerkindern nicht gefährdet wird. Besonders wichtig ist der Zugang zu Spenderinnenmilch für Frühgeborene, wo die Muttermilch oft überlebenswichtig ist.
Die Agentur für Gesundheitsschutz in der Schweiz rät zudem Müttern, ruhig zu sein und auf die vorhandenen Ressourcen vertrauen. «Die Beziehungen und Bindung, die zwischen Mutter und Kind aufgebaut werden, sind entscheidend. Stillen ist nur ein Faktor in der Entwicklung eines Kindes, der durch Liebe, Verfügbarkeit und Geborgenheit ergänzt werden sollte.»
Fazit
Es bleibt zu hoffen, dass mehr Mütter über die Risiken des Online-Milchtausches aufgeklärt werden, um die Gesundheit ihrer Babys zu schützen. Muttermilch ist einzigartig und unersetzlich, wobei viele Vorurteile über Flaschennahrung zunehmend entkräftet werden. Der Fokus sollte darauf liegen, die bestmögliche Versorgung für alle Kinder sicherzustellen.