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Vom Patrioten zum Verräter: Wie ein Ukrainer seine Heimat an Putin verriet – und dafür lebenslang büßt

2024-12-24

Autor: Louis

In Saporischschja sitzt ein Mann hinter Gittern, der einst die Idee der «Russischen Welt» hochhielt, heute jedoch als einer der größten Verräter der Ukraine gilt. Der 52-jährige Oleh Kolesnikov wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, da er militärische Geheimnisse an den Kreml verriet.

Kolesnikov, ein ehemaliger Landmanager, wuchs in der Sowjetunion auf und fühlte sich kulturell mit Russland verbunden. Diese Verbindung machte ihn zum Ziel russischer Geheimdienste, die ihn für ihre Zwecke instrumentalisierten. Er behauptete, seine Beweggründe seien ideologischer Natur: „Ich tat es nicht für Geld, sondern aus Überzeugung“, sagte er.

Doch während der aktuellen Kriegsrealität musste Kolesnikov erkennen, dass statt des schnell erhofften Sieges Zerstörung und Tod folgten. Besonders schwer wogen für ihn die zivilen Opfer, die als Folge seiner Informationen fielen. Im September 2022 übermittelte er Koordinaten für ein Treffen im Sunrise Hotel in Saporischschja, was zum Tod eines unschuldigen Zivilisten und zu weiteren Verletzten führte. Kolesnikov hatte solche Informationen durch eigene Beobachtungen an den Einschlagsorten russischer Raketen gesammelt.

Sein Verrat blieb jedoch nicht unentdeckt. Die ukrainischen Sicherheitskräfte identifizierten sein Fahrzeug an verschiedenen Angriffsorten und konnten zudem Gespräche abhören, in denen er mit einem Komplizen, Vitaly Kusakin, Pläne schmiedete. Kusakin wurde später zu 15 Jahren Haft verurteilt. Die Richter befanden, dass Kolesnikovs Handlungen absichtlich und vorausschauend den russischen Agenten zugutekommt.

Der Fall Kolesnikov ist Teil einer besorgniserregenden Entwicklung in der Ukraine: Über 3200 Verfahren wegen Hochverrats wurden seit dem Beginn der russischen Invasion gegen vermeintliche Spione und Verräter eingeleitet. Die Sicherheitsdienste der Ukraine, bekannt als SBU, haben ihre Aktivitäten verstärkt, um russsiche Agenten zu identifizieren und deren Netzwerke zu zerschlagen. Vasyl Maliuk, der Chef der SBU, erklärte, dass diese Maßnahmen entscheidend für den Sieg der Ukraine im Krieg gegen Russland sind.

Für Kolesnikov bleibt nur die Hoffnung auf einen Gefangenenaustausch mit Russland. „Ich würde gerne ausgetauscht werden“, sagte er resigniert. „Aber das liegt nicht in meiner Hand.“ Der Fall ist nicht nur tragisch, sondern wirft auch ein Licht auf die Schrecken des Krieges und die Komplexität von Loyalität und Verrat.

Inmitten dieser Turbulenzen zeigt die Ukraine eine unermüdliche Entschlossenheit, ihre nationale Sicherheit zu schützen und mögliche Bedrohungen aus dem Inneren zu beseitigen – ein spannendes und besorgniserregendes Kapitel in einem Krieg, der kein Ende in Sicht hat.