Verstrahlte Visionen: Der Untergang der deutschen Solar-Ära
2024-11-16
Autor: Leonardo
SMA Solar, einst der führende Hersteller von Wechselrichtern für Photovoltaikanlagen, ist in eine existenzielle Krise geraten und muss nun einen massiven Stellenabbau ankündigen. Bereits im September setzte das Unternehmen ein umfassendes Sparprogramm in Gang, das Einsparungen von bis zu 200 Millionen Euro vorsieht. Das erschreckende Detail: Rund 1.100 Stellen, also ein Viertel der gesamten Belegschaft, könnten betroffen sein. Darunter fast 700 Mitarbeiter am Hauptsitz in Niestetal.
Vorstandsvorsitzender Jürgen Reinert erklärte im Interview mit dem Hessischen Rundfunk, dass bereits ein Einstellungsstopp herrscht und sogar Mitarbeitern in der Probezeit gekündigt wurde. Die Reaktion der Börse ließ nicht lange auf sich warten: Am Donnerstag fiel die SMA-Aktie zeitweise um über 20 Prozent.
Doch SMA ist nicht der einzige Betroffene. Auch Meyer Burger, der größte deutsche Solarhersteller, plant die Schließung seines Werks in Freiberg, was 500 Arbeitsplätze auf der Kippe stehen lässt. Fronius, ein österreichisches Unternehmen mit Aktivitäten in Deutschland, kündigte ebenfalls den Abbau von 1.000 Stellen an, darunter 200 in Deutschland. Unternehmen wie Heckert und Solarwatt melden ernsthafte Schwierigkeiten und kämpfen gegen die rauhen Marktbedingungen.
Die Krise wird primär durch die gewaltige Konkurrenz aus China angeheizt. Wie das Fraunhofer-Institut ISE berichtet, stammen 85 Prozent der in Deutschland verwendeten Solarmodule und sogar 91 Prozent der Solarzellen direkt aus China. Die niedrigen Produktionskosten und die enormen Kapazitäten der chinesischen Hersteller führen zu einem drastischen Preisverfall auf dem deutschen Markt, was es den hiesigen Anbietern schwer macht, mitzuhalten.
Aber diese „günstigen“ Importe haben ihren Preis: Deutschland gerät in eine gefährliche Abhängigkeit von chinesischen Technologien. Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, bis 2030 rund 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu beziehen, was erhebliche Investitionen erfordert. Laut einer McKinsey-Studie könnten dafür bis 2035 zwischen 700 und 850 Milliarden Euro nötig sein.
Trotz der großen Ziele gibt es ernsthafte Fragen zur Effizienz der Solarkraft. Deutschland verzeichnet jährlich nur durchschnittlich 1.600 bis 2.000 Sonnenstunden, mit saisonalen Schwankungen, die die Energieproduktion im Winter stark einschränken können. Während im Sommer bis zu acht Stunden Sonnenschein pro Tag möglich sind, fallen die Erträge im Winter oft auf weniger als eine Stunde.
Darüber hinaus kommt es zu sogenannten „Dunkelflauten“, wo die Energieerzeugung über Wochen hinweg erheblich sinkt. An sonnenreichen Tagen hingegen wird oft mehr Strom produziert als benötigt, was die Preise drückt und ein Ungleichgewicht im Stromnetz erzeugt. Der sogenannte „Kannibalisierungseffekt“ führt zu sinkenden Preisen in Zeiten hoher Sonneneinstrahlung und wirft Fragen zur Rentabilität vieler PV-Anlagen auf.
Zusätzlich sind die bestehenden Speicherkapazitäten unzureichend, um überschüssige Energie für dunkle Tage zu sichern. Dies gefährdet die Stabilität und Zuverlässigkeit der Stromversorgung grundlegend.
Fazit: Ist die Solarwende noch zukunftsfähig? Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die dringende Frage, ob Solarkraft die richtige Lösung für die Energiezukunft Deutschlands ist. Es braucht eine umfassende Neubewertung und innovative Ansätze, um die Energieversorgung nachhaltig und zuverlässig zu gestalten.