Verkehrspolitik: Parken in Bern wird immer einfacher
2025-01-26
Autor: Sofia
In vielen rot-grün regierten Städten erleben Autofahrer, dass sie nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Tempobeschränkungen, spürbare Spurreduktionen und der Abbau von Parkplätzen sind nur einige Maßnahmen, die zur Umgestaltung des öffentlichen Raums führen. Die Berner Stadtregierung plant seit 2019, die Anzahl öffentlicher Parkplätze von 17.000 mittelfristig zu halbieren, um mehr Raum für Fußgänger, Radfahrer und den öffentlichen Verkehr zu schaffen.
Umso überraschender ist die Feststellung des langjährigen Politikers und ehemaligen Grossrates Res Hofmann (SP), die er kürzlich veröffentlicht hat: In Bern hat die Anzahl der Parkplätze pro Auto in den letzten Jahren zugenommen. Hofmann verweist darauf, dass die Stadt in den letzten sieben Jahren bis zu 2.500 Parkplätze hätten aufheben können, ohne den durchschnittlichen Parkkomfort zu verringern.
Aktuell lässt sich feststellen, dass Bern Ende 2023 über 87.600 private und 16.078 öffentliche Parkplätze verfügt. Insgesamt ergibt das 103.678 Parkplätze, während die Zahl der angemeldeten Personenkraftwagen bei 49.904 liegt.
Die höhere Anzahl an Parkplätzen trotz der politischen Agenda zur Reduktion hat zwei Hauptgründe: Zum einen sinkt die Anzahl der in Bern gemeldeten Autos schneller als die der Parkplätze, obwohl die Bevölkerung wächst. Dies bedeutet, dass es auf ein Auto durchschnittlich zwei Parkplätze gibt. Um das Verhältnis beizubehalten, müssten theoretisch zwei Parkplätze für jedes entfallende Auto abgebaut werden.
Zusätzlich gibt es in den letzten Jahren einen Anstieg der privaten Parkplätze, die oft exklusiv genutzt werden. Dies bedeutet, dass viele, die auf der Suche nach einem Parkplatz sind, von diesen neuen Parkmöglichkeiten ausgeschlossen sind. Dennoch hat sich die durchschnittliche Parkplatzsituation für alle leicht verbessert, da die Gesamtanzahl der Autos in der Stadt zurückgeht.
Trotz seines Rückzugs aus der Politik sorgt der 80-jährige Hofmann weiterhin für Diskussionen in seinem Stadtteil. Während er in anderen Kontexten wie beim Abbau der Allmenden aktiv bleibt, zeigt er eine unerwartete Milde gegenüber der Parkplatzsituation. Er betont, dass die städtische Rechtsordnung eine Herausforderung darstellt und fordert den Gemeinderat auf, dran zu bleiben, da die Arbeit noch lange nicht abgeschlossen sei.
Seine Überzeugungen stehen im Kontrast zu einer kürzlich durchgeführten Studie, die zeigt, dass in den meisten Schweizer Städten die Anzahl der öffentlichen Parkplätze drastisch abnimmt. Hofmann widerspricht dieser Analyse und argumentiert, dass die Parksuche durch die rückläufige Anzahl an Autos nicht erschwert, sondern insgesamt erleichtert wurde.
Ein Beispiel für die positive Wirkung der Reduzierung von Parkplätzen ist der Breitenrainplatz in Bern, der als Musterbeispiel für die Verbesserung der Aufenthaltsqualität gilt, nachdem Parkplätze abgebaut wurden. Das Projekt „Dr nöi Breitsch“ hat rechtliche Hürden überwunden und auf dem Platz eine Begegnungszone sowie ein Fahrverbot eingerichtet, um den Platz lebendiger zu gestalten.
Die Stadt hat jedoch mit rechtlichen Herausforderungen zu kämpfen, da derzeit sieben Verfahren gegen die Umsetzung ihrer Verkehrspolitik anhängig sind, darunter der Versuch, die Höchstgeschwindigkeit in der Stadt auf 30 km/h zu reduzieren. Der Widerstand gegen die geplanten höheren Parkgebühren führt ebenfalls zu rechtlichen Auseinandersetzungen, die die Einführung der neuen Tarife verzögern könnten. Diese finanziellen Einbußen sind besonders prekär, da das Budget 2024 auf zusätzliche Einnahmen aus Parkgebühren angewiesen ist – eine Situation, die insbesondere in der ohnehin angespannten Finanzlage der Stadt problematisch sein könnte.