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Ungewöhnliche Therapie gegen Delir: Weizenbier für Intensivpatienten am Unispital Basel

2024-11-07

Autor: Noah

An der Intensivstation des Universitätsspitals Basel wird derzeit eine innovative Studie durchgeführt, in der Patientinnen und Patienten Weizenbier per Magensonde erhalten. Ziel dieser Forschung ist es, das Auftreten eines Delirs zu verhindern, einer häufigen und besorgniserregenden Verwirrtheitszustand, der bei Intensivpatienten oft zu beobachten ist. Verantwortlich dafür könnte die plötzliche Abstinenz von Alkohol sein, die viele Patienten nach ihrer Einlieferung erfahren.

Martin Siegemund, der Chefarzt der Intensivstation, stellt klar, dass es sich hierbei um eine ernsthafte Untersuchung handelt und keinesfalls um eine Scherzidee. Ein Delir kann für die Betroffenen extrem belastend sein. „Die Patienten sind verwirrt und wissen oft nicht, wo sie sind. Manche behaupten, sie seien in Paris oder wollten ihre nicht existierenden Kinder sehen“, erläutert Siegemund. Diese Situationen sind nicht nur für die Patienten, sondern auch für das Pflegepersonal und die Angehörigen sehr herausfordernd.

Um dem entgegenzuwirken, erhält eine Gruppe von Patientinnen und Patienten in der Studie für sechs Nächte jeden Abend einen halben Liter Weizenbier über eine Magensonde, während eine Kontrollgruppe lediglich Wasser bekommt. Das Forscherteam hofft, durch diesen Vergleich herauszufinden, ob Weizenbier tatsächlich einen positiven Einfluss auf die Delirrate hat.

Die Idee hinter dieser Vorgehensweise ist, dass viele Menschen sich an ein Abendbier oder ein Glas Wein gewöhnt haben. „Ein Grund für das Delir könnte sein, dass Patienten regelmäßig kleine Mengen Alkohol konsumieren. Fehlt dieser, sind sie anfälliger für Delirien“, so Siegemund weiter.

Es stellt sich jedoch die Frage, ob es ethisch vertretbar ist, bewusst alkoholische Getränke an teils bewusstseinslosen Patienten zu verabreichen. Hierbei greift das Forschungsgesetz, das in bestimmten Fällen Ausnahmen zulässt. Patienten, die schwanger sind oder ein früheres Alkoholproblem haben, werden von der Studie ausgeschlossen.

Aktuell sind rund 40 Prozent der Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation auf der Suche nach einer wirksamen Behandlungsmethode für Delir. Angesichts des Mangels an alternativen Therapieansätzen wird die Studie in der Fachwelt mit großem Interesse verfolgt.

Experten äußern jedoch Bedenken. Wolfgang Hasemann, Leiter des Demenz-Delir-Programms am Felix-Platter-Spital, bleibt skeptisch. Er findet die Studie spannend, warnt jedoch vor den Gefahren des Alkoholkonsums: „Es könnte auch sein, dass Alkohol das Delir noch verstärkt. Daher wäre es sinnvoller, nur mit Patienten zu arbeiten, die bereits ein bekanntes Alkoholproblem haben.“

Die Studie, die mit Spannung erwartet wird, läuft voraussichtlich bis 2027, und erste Ergebnisse könnten frühestens in einem Jahr verfügbar sein. Ob diese Therapieansätze tatsächlich Wirkung zeigen oder ob Expertenwarnungen berechtigt sind, bleibt abzuwarten.