Türkei: Viehtransporter stecken im Niemandsland fest – Ein Skandal, der Tierleben kostet!
2024-11-04
Autor: Nina
Warum sind Tiere in der EU an der Grenze gefangen?
Der Grenzübergang Kapitan Andreewo zwischen Bulgarien und der Türkei belegt auf dramatische Weise die Herausforderungen des freien Warenverkehrs innerhalb der EU. Jährlich werden hier rund 400.000 Lastwagen abgefertigt, mehr als an jedem anderen Punkt der EU-Außengrenze. Doch die umständlichen Zollformalitäten zwingen viele Fahrer dazu, tagelang auf die Durchfahrt zu warten, was zu kilometerlangen Staus führt.
Ein Skandal im Tiertransport.
Ein dunkles Kapitel der Tiertransporte wird nun durch einen aktuellen Vorfall deutlich. Ein Transporter aus der Nähe der rumänischen Stadt Constanta mit 45 Rindern steckt seit zwei Wochen im Niemandsland zwischen den Grenzposten fest. Drei Tiere sind bereits gestorben. Stefan Dimitrow von der Tierschutzorganisation Newidimi Schiwotni hat die prekäre Situation dokumentiert und warnt, dass weitere Tiere sterben könnten, sollte sich die Lage nicht schnell ändern.
Vergangenheit wiederholt sich.
Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art: Im September kam es zu einem noch dramatischeren Fall. 69 hochträchtige Kühe aus Brandenburg steckten vier Wochen lang ohne ausreichende Nahrung an der Grenze fest. Mehrere Tiere mussten in ihren eigenen Fäkalien ihre Kälber zur Welt bringen, und 13 Kälber sowie 8 Mutterkühe verstarben vor Ort. Diese ungeheure Leidensgeschichte wirft Fragen auf: Wie kann es sein, dass Tiere in ein Land verkauft werden, in das ihre Einfuhr aufgrund von Seuchenverboten verboten ist?
Regulierungsversagen und Tierwohl.
Im Juli 2023 wurden in Brandenburg Fälle der Blauzungenkrankheit gemeldet, während in Constanta Ausbrüche der „Pest der kleinen Wiederkäuer“ auftraten. Um ihre eigene Tierbestände zu schützen, verbietet die Türkei seit August die Einfuhr lebender Tiere aus den betroffenen Regionen. Die Rückkehr der Tiere nach Bulgarien ist jedoch nicht möglich, da sie nach dem Passieren des bulgarischen Grenzpostens technisch gesehen außerhalb der EU sind.
Tierschutz fordert Maßnahmen.
Dieser bürokratische Albtraum hat schwerwiegende Auswirkungen auf das Tierwohl. Die Tierschutzaktivistin Iris Baumgärtner von der Animal Welfare Foundation fordert ein Verbot von Lebendtiertransporten aus der EU in die Türkei. Sie beschreibt die Situation als ein Versagen der EU-Kommission, die das Tierwohl eigentlich fördern sollte.
Der Markt für lebende Tiere.
Trotz der strengen Importbestimmungen floriert das Geschäft mit lebenden Tieren in der Türkei, einem Markt, der die Fleisch- und Milchbedürfnisse von 85 Millionen Menschen bedienen muss. 2023 importierte die Türkei mehr als 700.000 Rinder im Gesamtwert von einer Milliarde Dollar. Viele der Tiere kommen dabei aus Südamerika, aber auch von europäischen Ländern wie Deutschland und Rumänien.
Fragwürdige Praktiken an den Grenzen.
Der Grenzübertritt Kapitan Andreewo / Kapikule war bereits zuvor in den Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass eine bulgarische Firma jahrelang bei Lebensmitteluntersuchungen betrogen hatte. Diese Vorfälle werfen ein weiteres Licht auf die fragwürdigen Praktiken im Zusammenhang mit Viehtransporten und den strengen Kontrollen.
Ersuchen um Hilfe.
Angesichts der hohen Zahl an Tieropfern drängt Tierschützer Dimitrow auf eine Ausnahmegenehmigung der EU-Kommission zur Rückführung der Tiere. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die zuständigen Veterinärbehörden in Brüssel das nötige Handeln zeigen werden, um die Schrecken von Lebendtiertransporten zu beenden und das Tierwohl endlich in den Mittelpunkt ihrer Politik zu stellen. Die Hoffnung auf eine menschliche Lösung für die noch lebenden Tiere bleibt. Doch wie viele Tiere müssen noch leiden, bevor endlich gehandelt wird?