Transplantationen: Der Wunsch nach Kindern wird Realität!
2024-11-13
Autor: Laura
Am 4. September 2014 erblickte in Göteborg ein bemerkenswertes Baby namens Vincent das Licht der Welt. Er war das weltweit erste Kind, das in einer von einer Familienfreundin gespendeten Gebärmutter aufwuchs. Vincent's Mutter Malin litt unter einer angeborenen Fehlbildung, die ihr die Fähigkeit nahm, einen eigenen Uterus zu besitzen. Während der Einsatz künstlicher Befruchtungsmethoden für viele Frauen eine Option darstellt, war dies für Malin ausgeschlossen.
Heute sind bereits über 70 Kinder wie Vincent rund um den Globus dank Gebärmuttertransplantationen geboren worden. Besonders hervorzuheben ist das Baylor University Medical Center in Dallas, das sich zu einem führenden Zentrum für Uterustransplantationen entwickelt hat und wo fast ein Drittel dieser Transplantationen, 22 an der Zahl, durchgeführt wurden.
Erfreuliche Fortschritte in der Medizin
Eine aktuelle Studie von Baylor unter der Leitung von Dr. Liza Johannesson zeigt die beeindruckenden Fortschritte in diesem innovativen Bereich der Reproduktionsmedizin. In einem Bericht im Fachblatt „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) wurden die Erfahrungen von 20 Patientinnen dargestellt. Von diesen hatten 18 Frauen von Geburt an keinen Uterus, während zwei aufgrund medizinischer Gründe operativ einen verloren hatten. 14 dieser Frauen wurden nach der Transplantation schwanger, und 13 konnten erfolgreich Kinder zur Welt bringen – eine sogar zwei!
Die Kinder kamen alle gesund zur Welt, was die Fähigkeiten der Ärzte unterstreicht. Man muss jedoch betonen, dass einige Frühtransplantationen mit Herausforderungen verbunden waren. In der Anfangszeit erlitten sechs Patientinnen ein Organversagen, was auf mehrere Ursachen zurückzuführen war, die mittlerweile behoben wurden. So wurde festgestellt, dass einige gespendete Organe Gefäße mit Fettablagerungen aufwiesen, die die Blutversorgung beeinträchtigten. Diese Erkenntnisse haben zu einer strengeren Überprüfung der Gefäßgesundheit bei Spenderinnen geführt.
Optimierung von Operationstechniken
Neben den verbesserten Vorsichtsmaßnahmen hat sich auch die Technik zur Entnahme und Transplantation der Gebärmutter weiterentwickelt. Der Eingriff erfolgt heutzutage minimalinvasiv mit modernster Robotik-Technologie, was zu einer deutlich höheren Erfolgsquote führt. Dr. Johannesson berichtet, dass bei den letzten 15 Transplantationen kein einziges Organversagen mehr aufgetreten ist.
Es bleibt jedoch zu beachten, dass diese Gebärmutterverpflanzungen in der Regel nur temporär sind. Ziel ist es, dass die Uterus-Transplantation maximal fünf Jahre fortbesteht, um das Risiko gesundheitlicher Komplikationen aufgrund der immunsuppressiven Medikamente, die zur Verhinderung einer Abstoßung gegeben werden, zu minimieren.
Ein Lichtblick für Frauen mit MRKH
Viele der Patientinnen, die von dieser neuen medizinischen Option profitieren, haben das Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKH). Diese genetische Erkrankung führt dazu, dass eine Frau ohne Uterus geboren wird, was weltweit etwa eine von 5.000 Frauen betrifft. In Deutschland haben schätzungsweise 8.000 Frauen mit diesem Syndrom zu kämpfen, wodurch Gebärmuttertransplantationen zusätzlich an Bedeutung gewinnen.
Die erste Gebärmuttertransplantation in Deutschland fand 2016 an der Universitäts-Frauenklinik Tübingen statt, unter der Leitung von Dr. Sara Brucker. Ihr Zentrum hat inzwischen sieben erfolgreiche Transplantationen durchgeführt und die Nachfrage übersteigt das Angebot. Der Fortschritt in diesem Bereich ermutigt nicht nur MRKH-Betroffene, sondern bietet auch Hoffnung für Frauen, die aufgrund anderer Erkrankungen ihre Gebärmutter verloren haben.
Wachsende Bereitschaft zur Organspende
Dr. Johannesson bemerkte, dass immer mehr Frauen bereit sind, ihr Organ zu spenden, um anderen zu helfen – eine bemerkenswerte Solidargeste. Viele Frauen berichten, dass die Erfahrungen einer Schwangerschaft und Geburt sie so sehr bereichert haben, dass sie altruistisch anderen Frauen eine Chance auf das gleiche Glück ermöglichen möchten.
Die International Society for Uterus Transplantation (ISUTx), unter der Präsidentschaft von Dr. Brucker, arbeitet daran, diese Verfahren weiter zu optimieren und hat eine Datenbank eingerichtet, um den Austausch von Wissen und Forschungsergebnissen zu fördern.
Ein inspirierender Augenblick
Auf dem ISUTx-Kongress sprach kürzlich auch Vincent, der inzwischen 10 Jahre alt ist und begeistert Golf spielt. Humorvoll äußerte er: „Ich bin sehr froh, dass ich wegen all der mutigen Menschen in diesem Raum hier bin.“ Ein herzerwärmender Moment, der die Lebensveränderung verdeutlicht, die durch diese medizinischen Fortschritte möglich geworden ist. Denn die Gebärmuttertransplantation könnte für viele Frauen, die jahrelang auf eine Familie gehofft haben, der Schlüssel zum Glück sein.