
Tippfehler im Bundeshaus: Mehrsprachigkeit in der Schweiz auf dem Prüfstand
2025-09-15
Autor: Laura
Die Schweiz ist stolz auf ihre kulturelle Vielfalt und Mehrsprachigkeit. Doch ein kürzlich entdeckter Fehler im Bundeshaus wirft Fragen auf, wie ernst es die Regierung tatsächlich mit den vier Landessprachen nimmt.
Diesmal geht es nicht um die leidige Diskussion über das Frühfranzösisch in Zürich, die für viel Aufregung gesorgt hat. Stattdessen bezieht sich die Kritik auf eine nachlässige Handhabung im Bundeshaus, die kaum Beachtung fand.
Seit 1994 wird der Abstimmungsprozess im Bundeshaus nach dem gleichen Muster durchgeführt. Nationalräte können per Knopfdruck ihre Stimme abgeben und das Ergebnis wird in einer Halbkreisgrafik präsentiert. Doch die Darstellung auf Italienisch wies einen eklatanten Tippfehler auf: Anstatt das korrekte "Sì" (mit Gravur) zeigte sich "Si" (mit einem Punkt über dem i), was die Bedeutung verändern kann. Der Unterschied ist gravierend – während "Sì" einfach "Ja" bedeutet, könnte "Si" als "sich" missverstanden werden.
Erstaunlicherweise beschwerte sich bis Juni 2024 niemand über diesen offensichtlichen Fehler, wie Blue News berichtet.
Die Korrektur des Fehlers wurde schließlich von Anna Riva, einer Journalistin des RSI und Mit-Präsidentin des Bundeshaus-Journalistenverbands, angestoßen. Sie informierte den Generalsekretär der Bundesversammlung über die Panne. Ein diplomatischer Parlamentsmitarbeiter, selbst italienischer Muttersprachler, wurde daraufhin beauftragt, den Fehler zu beheben.
Die Übersetzungsabteilung konnte schnell die zuständige Person im technischen Dienst ausfindig machen und sorgte dafür, dass die Änderung umgesetzt wurde. Das Tessiner Forum bezeichnete diesen Schritt als "kleinen, aber bedeutenden Erfolg für den Schutz der Mehrsprachigkeit" in der Schweiz.
Doch diese Problematik wirft Fragen auf: Wie ernst wird das rätoromanische als vierte Landessprache genommen? Vor rund sieben Jahren meldete sich der damalige alte Kreispräsident Anton Derungs zu Wort und regte an, das "Gea" und "Na" auf den Bildschirmen im Bundeshaus zu integrieren. Dies führte letztendlich zu einer Ehrung des vergessenen rätoromanischen, die im digitalen Auftritt des Bundeshaus umgesetzt wurde.
Die Ereignisse verdeutlichen, dass die Schweiz vielleicht doch noch einen langen Weg vor sich hat, um ihrer Selbstbeschreibung als mehrsprachige Nation gerecht zu werden. Wie viele andere kleine Fehler könnte auch dieser zur Diskussion über die Bedeutung und den Respekt vor der sprachlichen Diversität in unserem Land anstoßen.