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Tiktokerin Jennifer Meyer aus Luzern spricht über sexuellen Missbrauch – Ihre bewegende Geschichte

2024-09-24

Jennifer Meyer, eine 24-jährige Tiktokerin aus Luzern, zeigt auf ihrem TikTok-Profil nicht nur alltägliche Dinge wie das Aufräumen ihres Kellers oder ihre neuesten Fashion-Käufe. Unter den harmlosen Videos finden sich auch eindringliche Berichte über ihre traumatischen Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch und psychischen Problemen.

Vor rund sechs Monaten begann Meyer, ihre Geschichte öffentlich zu machen. Der Wendepunkt war der 28. Februar 2024, als sie im Luzerner Kriminalgericht dem Mann gegenüberstand, von dem sie berichtet, dass er sie über drei Jahre hinweg missbraucht habe. Die Anklage wirft ihm mehrere Vergewaltigungen vor, und die Staatsanwaltschaft fordert eine Haftstrafe von vier Jahren.

Meyer erläutert, dass sie in ihrer Kindheit massiv gemobbt wurde, während ihre Eltern sich trennten. Diese Umstände führten dazu, dass sie eine Vaterfigur suchte und schlussendlich in die Fänge ihres Peinigers geriet.

Obwohl sie in ihrer Kindheit den Missbrauch nicht als schädlich empfand, wurde ihr klar, dass das Geschehene nicht normal war, als sie mit 17 Jahren ihren ersten Freund hatte und ihm ihre Geschichte anvertraute. Nachdem ihre Mutter von den Vorfällen erfuhr, trat sie in Kontakt mit einer Opferberatungsstelle und erstattete schließlich 2020 Anzeige.

Die letzten vier Jahre des Wartens auf den Prozess waren für Meyer belastend. Sie verlor stark an Gewicht und wurde in einer psychiatrischen Klinik behandelt, wo bei ihr eine Posttraumatische Belastungsstörung und eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wurde.

Als der Prozess endlich begann, verspürte Meyer eine Mischung aus Nervosität und Erleichterung. Doch die anschließende Freisprechung des Angeklagten stellte für sie einen tiefen Rückschlag dar. Trotz dieser Niederlage gibt Meyer nicht auf: Sie plant, gegen das Urteil Berufung einzulegen, und setzt sich weiterhin auf TikTok dafür ein, anderen Frauen Mut zu machen.

"Der Kampf lohnt sich, weil ich aus der Opferrolle ausgebrochen bin und für mich selbst kämpfe", erklärt sie. Ihre Geschichte zeigt nicht nur die Herausforderungen, die Opfer von Missbrauch durchleben, sondern bietet auch Hoffnung und Inspiration für viele, die in ähnlichen Situationen sind. Ihre Botschaft ist klar: Mut und Stimme zu finden ist essenziell auf dem Weg zur Heilung.