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Thurgau: Alarmierende Zunahme von Motorradunfällen zum Saisonstart

2025-04-07

Autor: Luca

Der Kanton Thurgau hat erschreckende Zahlen zum Saisonstart der Motorräder veröffentlicht: Diese Woche gab es gleich sieben Motorradunfälle, darunter drei Schwerverletzte und zwei Einsätze der Rega. Am vergangenen Samstag rückte die Kantonspolizei Thurgau insgesamt sechsmal aufgrund von Motorradunfällen aus. Insgesamt wurden neun verletzte Personen registriert, darunter drei Schwerverletzte, zwei mit mittelschweren und vier mit leichten Verletzungen. Dabei handeln es sich sowohl um die Motorradfahrerinnen und -fahrer als auch um ihre Beifahrer. Vier dieser Unfälle waren Kollisionen mit Autos, wobei in zwei Fällen die Autofahrer (89 und 86 Jahre alt) angaben, die Motorräder nicht gesehen zu haben.

Laut einer Analyse des Nachrichtenmagazins «Streetlife» zur Statistik der Neuzulassungen ist der Kanton Thurgau der Motorrad-Kanton der Schweiz. Trotz der Tatsache, dass Thurgauer nur 3,31 Prozent der Schweizer Bevölkerung ausmachen, haben sie 2022 über 4,06 Prozent aller Motorräder in der Schweiz gekauft. Die Frage bleibt: Liegt die Häufung der Unfälle an der hohen Dichte an Motorrädern, unvorsichtigen Fahrern oder an den Autofahrern?

Benny Studer, ein erfahrener Fahrlehrer mit 40 Jahren Praxis, versucht, die Ursachen der vielen Unfälle zu erklären und gibt wertvolle Tipps für einen sicheren Start in die Motorradsaison.

Warum kommt es gerade im Frühling oft zu vielen Motorradunfällen?

Eine wichtige Ursache ist der fehlende Praxis aufgrund der Winterpause. Viele Fahrer sind voller Vorfreude und Euphorie, wenn sie nach Monaten ohne Fahrpraxis wieder auf das Motorrad steigen. Diese Euphorie führt oft dazu, dass die nötige Routine fehlt, was dazu führt, dass sie anfälliger für Fehler sind.

Ein weiteres Problem besteht in der Selbsteinschätzung der Fahrer. Einige meinen, sie könnten einfach so losfahren wie im letzten Herbst, doch Motorradfahren erfordert ständige Übung und Konzentration. Frühere Auffrischungskurse, die Studer anbot, werden leider nur von wenigen Fahrern genutzt, obwohl sie zur Vermeidung vieler Unfälle beitragen könnten.

Die Leistung moderner Motorräder ist ein weiterer ausschlaggebender Faktor. Viele Maschinen besitzen eine enorme Power, welche, wenn sie unterschätzt wird, schnell zu gefährlichen Situationen führen kann. Das beeindruckende Imponierverhalten junger Fahrer, insbesondere häufig mit Migrationshintergrund, kann ebenfalls zu gefährlichen Entscheidungen führen. Sie fahren oft ohne Schutzkleidung und betrachten das Fahren als einen Coolness-Faktor – ein gefährlicher Fehler in der Realität.

Studer legt großen Wert darauf, dass seine Fahrschüler die physikalischen Grundlagen des Motorradfahrens begreifen. „Motorradfahren ist kein Spiel. Es erfordert ein Gefühl für Gleichgewicht, Schräge und Bremsverhalten“, betont er. Ein wichtiger Rat von Studer ist, stets mit Blinker, Spurwahl und angepasstes Tempo zu zeigen, was man plant, um andere Verkehrsteilnehmer zu warnen und sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Die Ursachen für Zusammenstöße sind oft Ablenkung oder das Ignorieren von toten Winkeln, was zu Unfällen mit anderen Fahrzeugen führt. Motorradfahrer können hier rechzeitig entgegensteuern, indem sie zum Beispiel stets mit eingeschaltetem Licht fahren und reflektierende Kleidung tragen.

Was muss sich ändern, um die Anzahl an Motorradunfällen zu reduzieren?

Eine Verbesserung der Qualitätskontrollen bei Fahrsschulen, gezielte Auffrischungskurse und motivierte Fahrlehrer sind entscheidend. Darüber hinaus könnte die gesellschaftliche Wahrnehmung des Motorradfahrens durch eine verstärkte Vermittlung von Verantwortung und Sicherheit in der Öffentlichkeit positiv beeinflusst werden. Es ist nicht nur ein Abenteuer oder ein Gefühl von Freiheit, das es zu erleben gilt – es ist auch mit einer großen Verantwortung verbunden.