Sport

Swiss-Ski: Flatscher über Odermatt und die Effekte auf den alpinen Ski

2025-01-13

Autor: Noah

Interview mit Hans Flatscher: "Die Erwartungen wachsen täglich!"

Die Schweiz festigt ihren Platz an der Spitze des alpinen Ski-Weltcups. Hans Flatscher, der Alpin-Direktor von Swiss-Ski, zieht nach den beiden Rennen in Adelboden eine Bilanz und thematisiert Erwartungen, Kontinuität und die Nachwuchssituation des Sports.

Zwischenbilanz der Nationenwertung

Mit 31 von 73 Weltcuprennen in dieser Saison hinter uns, hat die Schweiz die Nationenwertung mit mehr als 1500 Punkten Vorsprung auf Österreich übernommen. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

Hans Flatscher: Wir ziehen eine überaus positive Bilanz! In diesem Jahr haben wir sogar noch mehr Erfolge erzielt als im schon hervorragenden Vorjahr. In den 31 Rennen gab es 27 Podestplatzierungen. Besonders bei den Männern haben wir unsere Leistungen gesteigert und fast die Hälfte der Rennen gewonnen. Mehrere Athleten haben zudem ihre ersten Weltcup-Siege gefeiert. Auch im Europacup sind wir stark vertreten, was uns insgesamt zufriedenstellt.

Herausforderungen für die Zukunft

Jetzt müssen wir die hohe Leistung bis zum Ende halten, denn ein intensiver Monat steht bevor, in dem wir auch die Weltmeisterschaft im Blick haben. Es ist wichtig, dass wir unsere Kräfte bündeln und die Gesundheit unseres Teams wahren, während wir den Teamgeist hochhalten.

Erfolgsgeheimnisse im Speed-Bereich

Die Männer zeigen im Speed-Bereich beeindruckende Ergebnisse. Was ist das Geheimnis hinter diesem Erfolg?

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Es braucht Zeit und eine durchdachte Planung, um eine solche Mannschaft erfolgreich zu formen. Der Schlüssel liegt in der Kontinuität des Trainerstabs – und das beginnt bereits auf den unteren Ebenen. Wir arbeiten intensiv an der Ausbildung in Super-G und Speed-Kursen auf U18- und U21-Niveau, um Talente frühzeitig zu fördern. Das zeigt nun auch Früchte.

Wachstumsherausforderungen im Slalom

Im Slalom hingegen sehen wir einen Mangel an Talenten. Wer wird die Lücke schließen, wenn die etablierten Fahrer wie Loïc Meillard und Daniel Yule nicht mehr im Wettkampf sind?

Tatsächlich müssen wir hier eingestehen, dass es im Slalom einen Mangel an Talenten gibt. Der Wettbewerb dort ist härter, und es braucht Zeit, um sich durchzusetzen. Wir haben in den letzten fünf Jahren intensiver im Nachwuchsbereich im Slalom gearbeitet, was bedeutet, dass wir etwas Geduld haben müssen, bevor wir ähnliche Erfolge wie im Speed-Bereich sehen können.

Frauentalente im Slalom und Speed

Die Situation bei den Frauen sieht umgekehrt aus. Im Speed-Bereich fehlen Talente, während sich im Slalom – der lange Zeit Sorgen bereitete – Athletinnen wie Wendy Holdener, Camille Rast und Mélanie Meillard nun behaupten. Wir haben vielversprechende Nachwuchstalente, die nachrücken.

Es ist wichtig zu bedenken, dass Frauen möglicherweise schneller in die Weltspitze aufsteigen als Männer. Oft sind große Fortschritte von einer Saison zur nächsten möglich, was einige dieser Athletinnen betrifft. Wir haben den Anspruch, eine breitere Basis mit jungen Talenten aufzubauen. Bei den Frauen müssen wir jedoch den Herausforderungen begegnen, da nicht alle bereit sind, sich im Speed zu messen. Wir setzen alles daran, die vorhandenen Fahrerinnen gezielt zu fördern.

Teamneuzugänge und Übergangsmanagement

Wie gehen Sie damit um?

Es ist entscheidend, jedes Jahr neue Gesichter in das Team zu integrieren. Ich bin überzeugt, dass wir den Übergang bei den Frauen erfolgreich meistern können. Vergleichbare Bedenken wurden auch für die Männer geäußert, als Beat Feuz und Mauro Caviezel in den Ruhestand gingen.

WM-Vorbereitungen in Saalbach

Im Februar steht die WM in Saalbach an, und aufgrund der Erfolge von Weltmeister Odermatt stehen den Männern fünf Startplätze in der Abfahrt zu. Allerdings haben bereits sechs Fahrer die Selektionskriterien erfüllt, was zu einem interessanten Auswahlprozess führen wird.

Wir gehen davon aus, dass wir mehr als fünf Abfahrer dabeihaben, was bedeutet, dass es zu einer Qualifikation kommen wird.

Selektionsprozess der Athleten

Die Auswahlkommission, bestehend aus mir selbst, Tom Stauffer (Cheftrainer Männer) und Beat Tschuor (Cheftrainer Frauen), diskutiert jeden Athleten eingehend. Bei ähnlichen Fällen müssen wir abwägen – die Medaillen zählen an erster Stelle, gefolgt von den Zukunftsperspektiven. Letztlich soll es transparente und nachvollziehbare sportliche Entscheidungen geben.

Mögliche Ungleichheiten im Team

Theoretisch dürfen 24 Athleten selektioniert werden, maximal jedoch 14 pro Geschlecht. Ist es vorstellbar, dass die Schweiz mit 14 Männern und nur zehn Frauen nach Saalbach fährt?

Ja, theoretisch wäre das möglich. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es jedoch schwer abzuschätzen, ob sich ein solches Ungleichgewicht einstellen könnte. Wir hoffen, die Teams im Gleichgewicht halten zu können, um die besten Chancen für alle Athleten zu gewährleisten.