Nation

Sugus-Häuser – Erinnerungen an eine verflixte Zeit

2025-08-26

Autor: Leonardo

Im Jahr 1999 war ich einer der ersten Mieter in den berüchtigten Sugus-Häusern, und meine persönliche Krise könnte nicht größer gewesen sein.

Verletzungen, ein Jobwechsel und das Ende einer Beziehung zwangen mich, eine neue Wohnung zu suchen. Da kamen die bunten Häuser "hinter den sieben Geleisen" im angesagten Zürcher Kreis 5 gerade recht.

Die Mieten waren mit 975 Franken für eine Einzimmerwohnung überraschend günstig, besonders für den freien Markt jener Zeit. Doch bald wurde mir klar, warum: Die Bauqualität war alarmierend schlecht.

Nach dem verheerenden Sturm Lothar im Jahr 2001 erlebte ich den ersten Vorgeschmack darauf. Der Wind riss mir die gesamten Sonnenschutzanlagen vom Balkongeländer, und ich konnte nur mit Entsetzen zusehen, wie alles zerstört wurde – zum Glück blieb ich unverletzt.

Das vermeintlich spannende Multi-Kulti-Konzept wies ebenfalls gravierende Mängel auf. Mein ständig bekiffter Nachbar terrorisierte die Nachbarschaft nachts mit Techno-Mucke, und ich war kurz davor, seine Tür einzutreten, weil er auf keine Bitte reagierte.

Die Fluktuation in der Siedlung war enorm – ich kann es nur aus eigener Erfahrung sagen, vor allem am Anfang, als das Angebot an Wohnungen noch größer war.

Und dann gab es noch die SBB, die mir zusätzlich das Schlafproblem bescherten: nächtliche Zuggeräusche, die mich nur mit chemischer Hilfe zur Ruhe kommen ließen.

Als ich 2001 endlich ausziehen konnte, begann für mich eine neue Hoffnung.

Vor vier Wochen stieß ich im "Tagi" auf eine unglaubliche Neuigkeit: Die Besitzerin Regina Bachmann bot die gekündigten Wohnungen bei Airbnb für erstaunliche 8’000 Franken an!

Eine erste Bewertung für Interessierte: Halten Sie Abstand von dieser "Favela", wie man sie in Brasilien nennen würde.

Aktuelle Mieter kämpfen natürlich um ihr Bleiberecht, da viele von ihnen noch keine neue Bleibe gefunden haben. Aber seien Sie versichert: Sobald Sie ausziehen, wird es Ihnen definitiv besser gehen.