Streaming-Abos werden teurer: Die Gründe und die Zukunft
2024-12-27
Autor: Simon
Diese Woche feiert die zweite Staffel der internationalen Netflix-Sensation «Squid Game» Premiere, die 2021 über 260 Millionen Zuschauer anlockte. Doch die Freude an den neuen Inhalten wird teuer erkauft, denn die Abonnements der Streaming-Anbieter steigen weiterhin sprunghaft.
Die Wachstumsgrenze erreicht
In den letzten zehn Jahren, seit Netflix in die Schweiz expandierte, haben sie ihre Preise bereits fünfmal angehoben, während Disney seinen Preis in fünf Jahren viermal erhöhte. Jürg Tschirren, Digitalredaktor beim SRF, erläutert: „In der Anfangszeit konnten die Anbieter neue Kunden mit bisher ungezeigten Serien anlocken. Doch nun scheint das Wachstum in den USA und Europa erschöpft zu sein – es kommen nicht mehr viele neue Kunden hinzu.“
Ein weiteres Problem, das Anbieter plagt, ist das Verhalten der Abonnenten. Viele Menschen abonnieren zunächst einen Dienst, wechseln dann aber zu einem anderen und kehren erst nach einer Weile zurück. Dies führt zu einem ständigen Wettlauf um die Treue der Zuschauer, der nicht nur Innovation, sondern auch ein kostspieliges Angebot an Inhalten erfordert.
Strategieänderung für Netflix und Co.
Die Streaming-Anbieter müssen sich deshalb von der reinen Wachstumsstrategie entfernen und sich stärker auf die Bindung ihrer bestehenden Kunden konzentrieren. Investitionen in neue Filme und Serien sind unumgänglich, um die Attraktivität der Plattform aufrechtzuerhalten.
Allerdings stehen die Anbieter vor einem Dilemma: „Sie müssen viel Geld für eigene Inhalte ausgeben, können aber nicht mehr so tief in die Tasche greifen wie zuvor, da die Wachstumsgrenzen erreicht sind“, erklärt Tschirren. Um dies zu kompensieren, versuchen die Unternehmen, Produktionskosten zu senken, die Preise zu erhöhen und zusätzlich Werbeeinnahmen zu generieren. Netflix probiert zudem Live-Sportformate aus, um die Einnahmen aus Werbung zu steigern, ein Bereich, der für die Plattform neue Möglichkeiten eröffnet.
Die schwierige Realität für Netflix
Im Jahr 2023 investierte Netflix allein etwa 17 Milliarden Dollar in seine Inhalte. Im Gegensatz zu anderen Anbietern wie Amazon Prime Video oder Apple TV+ hat Netflix jedoch keine alternativen Geschäftszweige, die das Streaming-Geschäft unterstützend fördern könnten. „Das bedeutet, dass sie ihre Kosten ausschließlich durch die Einnahmen aus den Abonnements decken müssen, was die Preisanpassungen der letzten Jahre erklärt“, fügt Tschirren hinzu.
Ein Blick in die Zukunft des Streamings
In der Zukunft rechnet Tschirren mit weiteren Preiserhöhungen und einem Anstieg des Werbeanteils, was das Streaming-Erlebnis erheblich verändern könnte. „Ich glaube, dass sich das Streaming-Modell wieder mehr in Richtung des klassischen Fernsehens entwickeln könnte. Das heißt, neue Folgen werden möglicherweise wöchentlich veröffentlicht, um die Kunden länger zu binden und das 'Binge-Watching' zu reduzieren“, so Tschirren.