Standortdaten aus tausenden Apps werden illegal verkauft – Experten warnen vor Kontrolleverlust!
2025-01-15
Autor: Gabriel
Enthüllung: Millionen von Standortdaten, die aus zehntausenden von Apps stammen, fließen anonym in die Hände von Datenhändlern. Eine beunruhigende Untersuchung des Bayerischen Rundfunks (BR) und internationaler Partnermedien bringt ans Licht, wie weitreichend diese Praktiken sind – und Deutschland ist betroffen.
Laut den Recherchen enthält ein umfangreicher Datensatz Informationen über nahezu 800.000 Nutzer aus Deutschland, die durch beliebte Apps erhoben wurden. Besonders besorgniserregend ist, dass unter den betroffenen Anwendungen eine weit verbreitete Wetter-App ist. Experten bezeichnen die Situation als "massiven Kontrollverlust" für die Benutzer.
Die Quelle der Daten scheint ein Datendienstleister namens Datastream zu sein, der die Informationen kostenlos zur Verfügung stellte. Die Daten wurden offenbar aus nahezu 40.000 Apps für iOS- und Android-Geräte extrahiert. Diese Apps reichen von alltäglichen Anwendungen bis hin zu speziellen Diensten, und viele von ihnen scheinen auch äußerst präzise Standortinformationen zu liefern, die genaue Wohn- und Arbeitsorte der Nutzer inkludieren.
Zu den namhaften Apps, aus denen diese sensiblen Daten möglicherweise stammen, zählen Wetter Online, Flightradar24 sowie Kleinanzeigen. In den Datenschutzbestimmungen von Wetter Online sind über 800 Firmen aufgeführt, an die Standortdaten weitergegeben werden. Diese Unternehmen haben teilweise ihren Sitz außerhalb der Europäischen Union, was potenziell problematische Datenpraktiken impliziert.
Martin Baumann, ein Datenschutzexperte von der NGO NOYB, äußert: "Die wenigsten Menschen sind sich bewusst, dass es Unternehmen gibt, die umfassende Profile über sie erstellen, ohne dass sie jemals in Kontakt mit diesen Firmen standen." Diese Aussage wirft Fragen zur Transparenz und zu den Rechten der Nutzer auf.
Ein besonders alarmierender Fall aus den USA zeigt, wie gefährlich solche Daten aufgrund ihres Wertes sind. Eine Hackergruppe hat den Datenhändler Gravy Analytics gehackt und plant, sensible Informationen zu veröffentlichen, wenn kein Lösegeld gezahlt wird. Ein gewisser Teil der Daten ist bereits im Internet aufgetaucht, was die Gefahren im Zusammenhang mit dem Handel von Standortdaten weiter unterstreicht.
Die verheerenden Konsequenzen dieser Datensammlung sind nicht zu unterschätzen. Ein Beispiel, das die Gefährlichkeit verdeutlicht, könnte sein, dass aus den Daten einer Niederbayerin nicht nur ihr Wohnort, sondern auch ihre Bewegungsprofile und potenziell sensible Informationen über Gesundheitsbesuche erschlossen werden können.
Diese Praktiken stehen im Widerspruch zu den Erwartungen der Nutzer. Michael Will, Präsident des Bayerischen Landesamts für Datenschutzaufsicht, äußert, dass dies ein gravierender Vertrauensbruch ist und kündigt an, dass umfassende Untersuchungen eingeleitet werden, um Bußgelder gegen solche Datenhändler zu verhängen.
Das Bundesverbraucherschutzministerium hat zudem den dringenden Bedarf an effektiven EU-weiten Regelungen gefordert, um eine Erhebung übermäßiger Daten durch App-Anbieter zu unterbinden. Diese Entwicklungen zeigen, dass der globale Markt für Online-Werbung und Datensammlung längst außer Kontrolle geraten ist und dringender Maßnahmen bedarf.
Die Erkenntnisse aus dieser umfassenden Untersuchung sind ein Weckruf: Nutzer müssen sich der Risiken bewusst werden, die mit der Nutzung von Apps verbunden sind, und die Kontrolle über ihre persönlichen Daten zurückgewinnen.