Für viele Menschen ist es nach einer Erkrankung ein drängendes Bedürfnis, schnell wieder Sport zu treiben. Doch Vorsicht: Dies kann schwerwiegende Folgen haben. Auch wenn nur leichte Symptome einer Erkältung oder ähnlichem bestehen, ist ein Krankheitserreger nach wie vor aktiv.

Das Immunsystem arbeitet während einer Infektion auf Hochtouren, um die Erreger zu bekämpfen, wodurch es geschwächt wird. In dieser Phase stellt Sport eine zusätzliche Belastung dar, die dazu führen kann, dass sich die Erreger weiter im Körper ausbreiten. Besonders gefährdet sind Organe wie das Herz, was im schlimmsten Fall zu ernsthaften Komplikationen führen kann.

Sport nach einer Erkältung: Welcher Erreger ist entscheidend?

Die Gefahren des Sports während einer bestehenden Infektion hängen wesentlich vom Erreger ab. Professorin Silke Stertz vom Institut für Medizinische Virologie der Universität Zürich erklärt, dass es häufig um Viren geht, aber auch bakterielle Infektionen in Betracht gezogen werden müssen.

Viele Viren verursachen ähnliche Symptome, was es schwierig macht, die genaue Ursache zu erkennen. Deshalb raten Mediziner generell von Sport nach einem Infekt ab. Rhinoviren, die typischerweise Schnupfen verursachen, befallen vor allem die oberen Atemwege. Andere Erreger hingegen können das Herz oder die Lunge angreifen und zu gravierenden Erkrankungen wie Pneumonien oder sogar Herzmuskelentzündungen führen.

Risiko einer Herzmuskelentzündung durch vorzeitiges Training

Ein häufiges Risiko ist die Entzündung des Herzmuskels, die durch Viren ausgelöst werden kann. Professor Martin Halle, ein Experte für präventive Sportmedizin, berichtet, dass die Viren während einer Erkältung auch in den Blutkreislauf gelangen und das Herz erreichen können. Eine solche Entzündung bleibt oft unentdeckt, da sie keine akuten Schmerzen verursacht. Zu den Symptomen gehören:

- Erschöpfung - Atemnot - Herzrhythmusstörungen

Im schlimmsten Fall kann eine Herzmuskelentzündung lebensbedrohlich sein. Die Pulswerte können bei Erkrankten während einer sportlichen Belastung um fünf bis zehn Schläge pro Minute höher liegen als normal, was ein Hinweis auf die Überlastung des Herz-Kreislauf-Systems sein kann.

Wenn man unsicher ist, empfiehlt es sich, die Pulswerte im Auge zu behalten und auf Anzeichen wie unregelmäßigen Puls oder Luftnot zu achten. Eine Herzmuskelentzündung erfordert eine längere Pause: Laut Professor Stefan Sack heilt sie in über 95 Prozent der Fälle folgenlos, jedoch sollte man schwere körperliche Aktivitäten und intensiven Sport meiden. Der Ruhezeitraum kann zwischen drei und sechs Monaten liegen.

Symptome einer Lungenentzündung

Influenzaviren können direkt die Lungen befallen, wodurch das Immunsystem stark geschwächt wird und es zu bakteriellen Infektionen kommen kann. Zu den Symptomen einer Lungenentzündung gehören:

- Hohes Fieber - Atemnot - Starkes Krankheitsgefühl

Wie lange sollte man mit dem Sport nach einer Grippe warten?

Experte Martin Halle empfiehlt, mindestens eine Woche zu warten, bevor man nach einer grippeähnlichen Erkrankung mit Fieber wieder mit dem Training beginnt. Mit Fieber sollte man niemals Sport treiben. Ebenso ist es ratsam, auf Glieder- und Muskelschmerzen zu achten, da auch das Herz ein Muskel ist und Schmerzen in diesem Bereich besonders gefährlich sein können. In solchen Fällen ist eine Woche ohne Sport zwingend erforderlich, bei einer Grippe mit Fieber sollte die Pause sogar auf bis zu zwei Wochen verlängert werden.

Das eigene Empfinden ist entscheidend

Die Dauer der Sportpause hängt stark von der Schwere der Symptome ab. Warten Sie, bis alle Erkältungssymptome verschwunden sind, und beginnen Sie dann langsam mit dem Training. Es ist wichtig, Pausen einzulegen und die Trainingsintensität schrittweise zu steigern.

Besonders nach einer COVID-19-Infektion sollte große Vorsicht geboten sein. Auch bei symptomfreien Infektionen ist eine ausreichende Pause entscheidend. Allgemein gilt: Wenn Sie sich unsicher sind, zögern Sie nicht, diese Dinge mit einem Arzt zu besprechen. Lieber einige Tage länger pausieren, als ernsthafte gesundheitliche Risiken einzugehen.