Skandal bei Elvetino: Schmiergeldaffäre um Ex-CEO Wolfgang Winter
2024-10-25
Autor: Lara
Wolfgang Winter, ehemaliger CEO der SBB-Tochter Elvetino, sieht sich als Opfer von Intrigen und falschen Anschuldigungen. Über mehr als fünf Jahre leitete der 68-Jährige die Institution, die für Zugrestaurants und bis zur Schließung auch für Minibar-Wägelchen verantwortlich war. Winter, selbsternannter Unternehmer alter Schule, behauptet, er habe Elvetino von einem stagnierenden Staatsbetrieb in ein gewinnbringendes Unternehmen transformiert.
Dennoch sieht das Zürcher Bezirksgericht ihn als das Gegenteil: Winter und seine zwei Mitverschwörer sollen den Betrieb mit Schmiergeldern, Insidergeschäften und überteuerten Waren aus China um Hunderttausende von Franken betrogen haben. Das Gericht hat ihn am Freitag wegen betrügerischer Geschäfte zu 36 Monaten teilbedingter Freiheitsstrafe und einer Geldstrafe von 290 Tagessätzen à 30 Franken verurteilt. Winter muss insgesamt 12 Monate absitzen, während 24 Monate zur Bewährung ausgesetzt wurden. Die Anklage umfasst schwere Vorwürfe wie ungetreue Geschäftsbesorgung, Veruntreuung und Bestechung.
Seine beiden Kompagnons erhielten bedingte Freiheitsstrafen von 24 und 12 Monaten, zudem müssen alle drei mehr als eine halbe Million Franken Schadensersatz leisten. Der Richter stellte fest, dass Winter seine Position missbraucht und gegen Treuepflichten verstoßen habe. Die Kontrolle im Unternehmen war mangelhaft, und Winter habe diese Schwächen ausgenutzt.
Die Staatsanwaltschaft legt Winter zur Last, im Januar 2012 einem engen Freund ein lukratives Beratermandat anzubieten. Der Berater, Ramon Althoff, soll Anfangs tatsächlich für Elvetino gearbeitet haben, doch wenig später kam es zu einem Zerwürfnis zwischen ihm und dem Projektmanager. Trotz der Spannungen flossen die Honorare weiterhin und Althoff erhielt im Laufe von fünf Jahren fast eine Million Franken. Teile des Geldes landeten, laut Staatsanwaltschaft, als Kick-backs zurück bei Winter, was die Verteidigung als Freundschaftsdienst bezeichnete.
Ein besonders skurriler Aspekt des Falls ist ein Handel mit China, den Winter laut Anklage in 2016 initiiert hat. Unterstützt von einer ehemaligen Barista lernte er dabei, exorbitant preiswerte Produkte zu beschaffen und sie mit saftigen Margen weiterzuverkaufen. Die SBB-Tochter kaufte 12.500 Glasuntersetzer für fast 110.000 Franken, weit über dem Originalpreis. Ein Teil der Waren entpuppte sich später als qualitativ minderwertig, was Fragen zum internen Kontrollsystem aufwarf.
Die Vorwürfe wurden durch diese unbrauchbaren Produkte und dubiosen Spesenabrechnungen befeuert, die Winter nach einer Reise nach Hongkong bei Elvetino einreichte – sowohl bei seiner eigenen Firma als auch doppelt bei Elvetino. Diese Aktionen führten schließlich zu seiner Entlassung.
Während der Gerichtssitzung hielt sich Winter bedeckt, seine Anwälte jedoch beteuern, dass er stets im besten Interesse der Elvetino gehandelt habe. Sie argumentieren, dass er für die profitable Beziehung zu China verantwortlich sei und niemals alleine Entscheidungen getroffen habe. Das Gericht war jedoch nicht überzeugt von diesen Argumenten und zog den Schluss, dass Winter gegen die gesetzlichen Bestimmungen verstoßen hat.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da Winters Verteidigung bereits im Gerichtssaal Berufung eingelegt hat. Dieser spektakuläre Fall wird die Öffentlichkeit weiterhin beschäftigen und zieht nicht nur für Winter, sondern auch für die Elvetino, Fragen hinsichtlich der internen Kontrolle und Governance nach sich.