Sechstagerennen, Züri-Metzgete und die legendäre offene Rennbahn: Warum Radsport in Zürich unvergesslich ist
2024-09-26
Autor: Lukas
Die offene Rennbahn in Oerlikon ist mit stolzen 112 Jahren nicht nur die älteste Radrennstätte Zürichs, sondern ein echter Bestandteil der Sportkultur der Stadt. Heier Lämmler, Vorstandsmitglied des Trägervereins, erklärt, warum diese Rennbahn gerade hier residiert: «Damals gehörte das Tramnetz noch Privatpersonen. Der Betreiber der Linie nach Oerlikon befürchtete, dass die Verbindung nicht genügend genutzt wurde, daher musste er etwas unternehmen.»
Der Gründung der Rennbahn im Jahr 1912 kam eine große Bedeutung zu, denn sie brachte nicht nur Menschen nach Oerlikon, sondern ließ auch die Tramlinie florieren.
Das Spektakel der Radsportevents zieht sich durch die Geschichte der Stadt. Ein entscheidender Schritt war die Eröffnung des Hallenstadions 1939, das direkt neben der offenen Rennbahn steht. Zuvor fanden im Hallenstadion Radrennen statt, bevor Eishockey und Konzerte dort populär wurden. Heier Lämmler berichtet, dass Regen oft zur Absage von Rennen führte, was sehr kostspielig war. Die Idee, Radrennen ins Hallenstadion zu verlegen, bewahrte die Veranstalter vor hohen Verlusten.
In den 1950er-Jahren kam die Idee auf, ein Sechstagerennen zu veranstalten, um die Zuschauerzahlen zu steigern und gleichzeitig die Nachstunden der Stadt zu beleben. Bei diesen Rennen konnte bis in die frühen Morgenstunden gefeiert werden – der Genuss und das soziale Miteinander standen oft im Vordergrund. Legendär wurde auch der Pony-Sprint, eine Ehrenrunde, die der Zirkus Knie stiftete.
Berühmte Sieger wie Bruno Risi, der 11 Mal in Zürich gewann, und Kurt Betschart sind bis heute in der Radsportgemeinschaft Legenden. Risi erinnerte sich, dass die Verbindung zum Publikum im Bahnsport das Herzstück ihrer Faszination war.
Ein weiteres Highlight war die Züri-Metzgete, ein Straßenrennen, das von 1910 bis 2007 stattfand. Die spannende Route führte von Zürich über den Pfannenstiel, bis nach Bülach und zurück. Die erste Züri-Metzgete fand nur zwei Jahre vor der Eröffnung der offenen Rennbahn statt, aber das Event musste 2007 wegen Sponsorenmangel eingestellt werden. Der berühmte Radfahrer Fabian Cancellara nahm an der letzten Ausgabe teil und bemerkte: «Ich kann zufrieden sein, dass ich das Rennen überlebt habe, weil es eine richtige Metzgete war.»
Der Name „Metzgete“ bezieht sich im weitesten Sinne nicht nur auf das traditionelle Essen, sondern spiegelt auch die oftmals heftigen Stürze wider, die die Fahrer erlebten. Die letztjährige Rückkehr der Radrennfahrer in die Stadt ist bemerkenswert, denn es ist die vierte Weltmeisterschaft, die hier nach 1923, 1929 und 1946 stattfindet. Zürich hat sich also als ein zentraler Punkt im internationalen Radsport etabliert und bleibt ein Magnet für Fans und Athleten weltweit.