Russische Schattenflotte - Havariert: Öl-Tanker «Eventin» vor Sassnitz angelandet
2025-01-12
Autor: Sofia
Nach stundenlanger Schleppfahrt ist der havarierte Tanker «Eventin», der in der Ostsee nördlich von Rügen in Schwierigkeiten geraten war, sicher im Stadthafen von Sassnitz angekommen.
Das manövrierunfähige Schiff wird nun auf einer Reede, fünf Kilometer vor der Küste, von zwei Schleppern in Position gehalten. Der Tanker war mit rund 99'000 Tonnen Öl beladen und wird dort bleiben, bis das weitere Vorgehen festgelegt werden kann.
Der Sprecher des Havariekommandos bezeichnete die Situation als stabil, insbesondere da sich die Wetterlage verbessert hat. Am Sonntagmorgen konnte Windstärke 5, was Windgeschwindigkeiten zwischen 30 und 35 km/h bedeutet, festgestellt werden. Es wird erwartet, dass der Wind im Laufe des Tages weiter nachlässt und die gewählte Position Schutz vor den nördlichen Winden bietet.
Der 274 Meter lange Tanker, mit einer Besatzung von 24 Mitgliedern, erlitt am Freitagmorgen einen kompletten Ausfall seiner Systeme, bekannt als Blackout, und trieb über Stunden ohne Steuerung auf der Ostsee. Die Rettungsteams konnten am Freitagnachmittag erfolgreich Schleppverbindungen zur «Eventin» herstellen. Berichten zufolge ist das Schiff dicht und stellt keine Gefahr für die Umwelt dar, was von einer Sprecherin des Havariekommandos bestätigt wurde.
Ursprünglich war eine andere Route geplant, die den Tanker nordöstlich von Rügen führen sollte. Im Laufe des Nachmittags wurde jedoch beschlossen, ihn zur Reede des Stadthafens von Sassnitz zu bringen. In der Nähe des ursprünglich geplanten Zielortes befinden sich zahlreiche Windkraftanlagen, was zusätzliche Umweltrisiken birgt. Zwei Notschlepper hielten das Schiff seit Samstag nördlich von Rügen an Ort und Stelle.
Besonders brisant ist, dass die «Eventin» als Teil der sogenannten russischen Schattenflotte gilt. Der Tanker war auf dem Weg von Ust Luga in Russland nach Port Said in Ägypten. Das deutsche Auswärtige Amt kritisierte Russland scharf, da der Einsatz dieser Schattenflotte erhebliche Umweltschäden verursachen und den Tourismus in der Ostsee gefährden könnte. Aussenministerin Annalena Baerbock erklärte: „Durch den Einsatz einer alten Flotte von rostigen Tankern umgeht Putin nicht nur Sanktionen, sondern gefährdet auch den Tourismus entlang der Ostsee, sei es im Baltikum, in Polen oder bei uns.”
Darüber hinaus berichtet Greenpeace, dass täglich schrottreife Tanker von den russischen Ölhäfen Primorsk und Ust-Luga Richtung Südwesten verkehren. Erst vor kurzem ereignete sich ein weiterer Zwischenfall mit einem Tanker vor der Küste von Mecklenburg-Vorpommern, als ein kleines Öltankschiff namens «Annika» in Sichtweite der Küste brannte. Diese Vorfälle werfen ein Schlaglicht auf die potenziellen Gefahren, die von der russischen Schattenflotte und ihren maroden Schiffen ausgehen.