Rohingya-Flüchtlinge: Von Bangladesch nach Indonesien und der Kampf ums Überleben
2024-12-22
Autor: Laura
Ein altes, morsches Boot liegt am Strand von Aceh, das jüngste Symbol der Verzweiflung und Hoffnung der Rohingya. Vor mehr als einem Jahr ist es an die indonesische Küste gelangt, und an Bord war Obaidur Rahman, ein 19-jähriger Mann aus Myanmar. Er erinnert sich an die schreckliche Reise: den Mangel an Treibstoff, die wochenlange Warterei auf einen Rettungsschlepper und die Angst, dass die gefährliche Fahrt sein Ende findet.
Die Märchen von Freiheit und Sicherheit orten sich weit entfernt, während sich die Realität für die Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch weiter verschlechtert. Nach sieben Jahren im überfüllten Flüchtlingslager Cox's Bazar hatte Obaidur genug. Immer mehr Menschen versuchen, das überfüllte Lager zu verlassen, und viele von ihnen kommen nicht an.
'Einer von uns ist inmitten der Reise gestorben. Nach einem schnellen Bestattungsritual warf die Besatzung die Leiche ins Meer', sagt Obaidur und blickt traurig auf den Strand. Auf die Frage, ob er seine Entscheidung bereue, antwortet er: 'Ja, aber ich hatte nicht viel Wahl'.
In Indonesien ist die Situation für die geflüchteten Rohingya noch immer prekär. Die Regierung hat die UN-Flüchtlingskonvention nicht unterzeichnet, was bedeutet, dass die Rohingya hier keinen legalen Status haben. In der Region gibt es lediglich zwei anerkannte Flüchtlingslager, und die meisten leben in provisorischen Unterkünften. Unter diesen leidet auch Alamgir, der mit seiner schwangeren Frau eine monatelange Reise auf sich genommen hat. Sie haben ihre Tochter kurz nach der Ankunft im Lager zur Welt gebracht. Siefe feiern ihren ersten Geburtstag hinter dem Zaun eines Flüchtlingslagers, der die Freiheit verweigert.
Trotz eines anfänglichen Willkommens durch die lokale Bevölkerung hat sich die Stimmung gegen die Rohingya entscheidend gewandelt. Proteste und negative Kommentare in sozialen Medien prägen das Bild der Rohingya in Indonesien. Mitra Salima Suryono vom UNHCR berichtet, dass Hasskommentare in der breiten Öffentlichkeit zugenommen haben, jedoch in letzter Zeit zurückgegangen sind. Die Vorurteile, die viele Indonesier gegenüber den Rohingya hegen, sind jedoch hartnäckig.
Gerade in der letzten Zeit kam es erneut zu schweren Überschwemmungen, und Obaidur meldete sich verzweifelt bei uns via Whatsapp. Die Zelte werden von Sturmfluten bedroht, und die Menschen müssen in der Nacht ihre Habseligkeiten retten. Das UNHCR ist auf Unterstützung von den lokalen Behörden angewiesen, um die prekäre Lage der Rohingya zu verbessern.
Die kommende Bootsaison wird für viele Rohingya eine neue Welle von Risiko und Hoffnung bedeuten, in der sie alles riskieren, um ein besseres Leben zu finden. Einige Berichte deuten darauf hin, dass die Zahl der Flüchtlingsboote im nächsten Monat zunehmen könnte. Jeder Tag ist ein Ende, jeder Tag ein neuer Anfang, doch die Unsicherheit bleibt. Wie lange können sie noch durchhalten? Die Dringlichkeit der Lage kann nicht ignoriert werden.