Gesundheit

Revolutionäre Therapie gegen chronische Nierenerkrankung im Test – Ein Hoffnungsschimmer für Millionen

2024-11-06

Autor: Leonardo

Über 850 Millionen Menschen weltweit leiden an einer chronischen Nierenerkrankung, laut einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Würzburg. Diese schleichende Krankheit ist bislang unheilbar, aber durch innovative Forschungsansätze und neue medikamentöse Therapien kann das Fortschreiten der Erkrankung in vielen Fällen erheblich verlangsamt werden. Ein vielversprechender Therapieansatz wird nun in der klinischen Studie EASi-KIDNEY untersucht.

Im Fokus dieser internationalen Phase-III-Studie steht Vicadrostat, ein Aldosteron-Synthase-Inhibitor (ASi), der von Boehringer Ingelheim entwickelt wurde. Dieser Wirkstoff blockiert ein Enzym, das für die Produktion des Hormons Aldosteron zuständig ist. Die Hemmung dieser Synthase verringert die Aldosteronbildung, was dazu führt, dass der Körper weniger Natrium und Wasser speichert, aber mehr Kalium zurückhält. Dies könnte entscheidend sein, um den Blutdruck zu senken und somit sowohl Herz als auch Nieren zu entlasten, erklärt Prof. Dr. Christoph Wanner von der Universitätsklinik Würzburg.

Prof. Wanner, ein erfahrener Forscher im Bereich Nierenerkrankungen, hat gemeinsam mit der Universität Oxford bedeutende Studien wie SHARP, REVEAL und EMPA-Kidney geleitet. Letztere zeigte, dass der SGLT2-Inhibitor Empagliflozin nicht nur den Blutzucker senkt, sondern auch die Nierenfunktion verbessert und das Sterberisiko durch Herzkrankheiten verringern kann – unabhängig von einer Diabeteserkrankung.

In der EASi-KIDNEY-Studie nehmen 11.000 Patientinnen und Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz teil, die aus 450 Kliniken in 18 Ländern rekrutiert werden sollen. In Deutschland werden 1.250 Patienten erwartet, und bereits 47 Zentren haben sich angeschlossen. Ein spezielles Augenmerk liegt auf der engen Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Die Studie wird von Dr. Marcela Fajardo-Moser geleitet, die sicherstellt, dass alle Abläufe von einem Clinical Trial Office im DZHI überwacht werden.

Die vielversprechenden Ergebnisse der Phase-II-Studie für den Aldosteron-Synthase-Inhibitor BI 690517 wurden kürzlich auf der Kidney Week 2023 präsentiert. Die Wirkung des Medikaments in Kombination mit Empagliflozin führte zu einem signifikanten Rückgang der Albuminurie um bis zu 40 Prozent im Vergleich zu einem Placebo. Albumin im Urin ist ein wichtiger Marker für Nierenschäden und könnte ein entscheidender Anhaltspunkt für die Fortschritte der Therapie sein.

Prof. Wanner beschreibt die Entwicklungen als Meilenstein in der Therapie von Nierenerkrankungen. Der Aldosteron-Synthase-Inhibitor könnte eine effektivere Brücke zwischen bestehenden Therapiesäulen schlagen, insbesondere in Kombination mit RAS-Blockern und SGLT-2-Hemmern. Darüber hinaus wird auch der Einsatz von Semaglutid, bekannt als „Abnehmspritze“, als potenzielle vierte Säule betrachtet, die positive Auswirkungen auf Gewicht, Blutzuckerspiegel sowie Herz- und Nierenfunktion zeigt.

Bislang sterben zu viele Patientinnen und Patienten an den Folgen ihrer Erkrankungen, und es besteht ein dringender Bedarf an frühzeitiger Erkennung und zusätzlichen Therapieoptionen. Die Vision von Prof. Wanner und seinem Team ist es, eines Tages eine vollständige Stilllegung des Fortschreitens dieser heimtückischen Erkrankung zu erreichen, insbesondere angesichts der prognostizierten Zunahme von Nierenerkrankungen aufgrund von Diabetes, Bluthochdruck und Adipositas in der alternden Bevölkerung.

Die EASi-KIDNEY-Studie stellt somit einen bedeutenden Schritt in der Erforschung und Therapie chronischer Nierenerkrankungen dar und gibt Millionen von Betroffenen Hoffnung auf ein besseres Leben.