Wissenschaft

Revolution in der Meeresbiologie: "Künstliche Befruchtung" erhöht Hitzetoleranz von Korallen

2024-09-18

Eine bahnbrechende Studie zeigt, dass das Verfahren des "Coral Seeding" die Korallen nicht nur effektiv fortpflanzen kann, sondern auch deren Widerstandsfähigkeit gegen steigende Wassertemperaturen stärkt. Bei der natürlichen Fortpflanzung setzen Korallen eine Vielzahl von Eizellen ins Wasser frei, doch nur eine winzige Menge überlebt in der rauen Meeresumwelt. Wissenschaftler*innen haben daher die Eizellen gesammelt, sie künstlich befruchtet und die resultierenden Embryos in speziellen Behältern an der Oberfläche aufgezogen, bevor sie schließlich an Riffen ausgesetzt wurden.

Verglichen mit der herkömmlichen Fortpflanzung überstehen beim "Coral Seeding" deutlich mehr Jungkorallen die kritischen ersten Lebensphasen. Dirk Petersen, Direktor der Korallenschutz-Organisation SECORE International, erläutert, dass natürliche Bedingungen oft ungünstige Fortpflanzungsergebnisse hervorrufen: "Nur wenige Eizellen werden tatsächlich befruchtet und noch weniger finden einen geeigneten Lebensraum im Riff, was zu einer hohen Sterberate führt."

Die Situation wird durch zahlreiche Umweltfaktoren wie verschmutztes Meerwasser und steigende Temperaturen weiter verschärft, die dazu führen, dass Korallen immer weniger in der Lage sind, sich auf natürliche Weise zu vermehren. Petersen glaubt, dass "Coral Seeding" eine entscheidende Methode sein könnte, um die Überlebensfähigkeit der Riffe zu sichern.

Eine neue Dimension des "Coral Seeding"

Neueste Studien, die im Fachjournal "PLOS ONE" veröffentlicht wurden, zeigen, dass diese Methode noch einen weiteren enormen Vorteil bietet: Sie schützt die Korallenriffe vor dem gefürchteten Phänomen der Korallenbleiche. Korallen werden insbesondere durch hohe Wassertemperaturen gestresst, was normalerweise dazu führt, dass sie die symbiotischen Algen abstoßen, die ihnen ihre Farben verleihen und die für ihr Überleben essentiell sind. "Wenn die Korallen es nicht schaffen, die Algen zurückzugewinnen, sterben sie innerhalb weniger Wochen", erklärt Petersen.

Der Sommer 2023 brachte zahlreiche Hitzewellen, die viele Korallenriffe, vor allem in der Karibik und im Golf von Mexiko, devastierten. Petersen berichtet: "Der Sommer 2023 war extrem dramatisch, viele Korallen in Florida und der Karibik sind ausgebleicht und gestorben, ganze Riffe sind verloren gegangen." Dennoch beobachteten die Forscher, dass die per "Coral Seeding" ausgebrachten Jungkorallen nicht den gleichen Hitzeschaden erlitten. Sie waren gesund geblieben, während ihre Umgebung leidet.

Die Rolle des Alters

Ein spannendes Ergebnis der Untersuchung ist die bemerkenswerte Hitzeverträglichkeit dieser künstlich gezüchteten Korallen-Nachkommen. Das Forschungsteam aus fünf verschiedenen Ländern machte eine bedeutende Entdeckung: Die jungen Korallen waren in der Lage, mit außergewöhnlichen Temperaturen umzugehen und waren deutlich widerstandsfähiger als die in der Umgebung lebenden Korallen. Petersen vermutet, dass die Hitzetoleranz mit dem jungen Alter der Korallen zusammenhängt, die oft mehrere verschiedene Stämme von Algen assimilieren, welche die Symbiose stabilisieren, auch unter extremen Klimabedingungen.

Um die Korallenpopulationen langfristig zu sichern, ist es entscheidend, die Zahl der Jungkorallen auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Petersen und sein Team planen, das "Coral Seeding" noch effektiver zu gestalten, indem sie die Korallen auf speziellen Substraten wachsen lassen, die es ihnen ermöglichen, sich eigenständig an den Riffen zu verankern. Diese Innovation würde die umfangreiche Verbreitung von Korallen im Meer erleichtern.

Umfassende Maßnahmen nötig

Um die Gesundheit der Riffe auch in Zukunft zu gewährleisten, ist es unerlässlich, junge Korallen zu fördern. Doch Petersen warnt: ""Coral Seeding" ist nicht das einzige Wundermittel." Um die Überlebenschancen der Korallen zu verbessern, sei es notwendig, auch die Qualität des Wassers in den betroffenen Regionen zu verbessern. Die wichtigste Maßnahme bleibe jedoch eine drastische Reduktion der globalen Treibhausgasemissionen, um zukünftige Hitzestress-Episoden zu vermeiden und die farbenfrohen Riffe langfristig zu schützen. Die Ergebnisse dieser Forschung könnten entscheidend sein für den Erhalt der maritimen Biodiversität und den Schutz eines der wertvollsten Ökosysteme unseres Planeten. Das könnte das Schicksal unserer Ozeane entscheidend beeinflussen! Zeigen wir, dass wir bereit sind, für die Zukunft unserer Korallenriffe zu kämpfen!