Putins geheimes Kartenhaus: Steht Russland vor einer Finanzkrise?
2025-01-15
Autor: Sofia
Wladimir Putin präsentiert der Welt eine Fassade: Die russischen Staatsfinanzen erscheinen stabil, trotz der enormen Belastungen durch den andauernden Krieg in der Ukraine. Viele westliche Analysten fallen auf diese Inszenierung herein, indem sie nur auf die offiziellen Zahlen schauen, die Putin ihnen vorsetzt. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus.
Ein neuer, alarmierender Bericht, der von Experten wie Martin Sandbu in der "Financial Times" zusammengefasst wurde, kommt zu dem Schluss: "Russlands Kriegswirtschaft gleicht einem fragilen Kartenhaus, das jederzeit einstürzen könnte." Der Autor Craig Kennedy, ein ehemaliger Analyst für US-Banken und jetzt an der Harvard-Universität tätig, beleuchtet die riskanten Mechanismen, die Putin genutzt hat, um dieses Kartenhaus zu errichten.
Bereits am zweiten Tag des Krieges erließ Putin ein Gesetz, das Banken zwingt, ihrer Pflicht zur Unterstützung seiner Kriegsanstrengungen nachzukommen. Dies führte dazu, dass die Banken keine eigenen Entscheidungen mehr über die Vergabe von Krediten treffen konnten. Stattdessen mussten sie den Wünschen des Kremls folgen, was zu einem beispiellosen Schuldenaufbau führte. Laut Kennedys Schätzungen haben russische Unternehmen seit Mitte 2022 rund 415 Milliarden Dollar aufgenommen, wobei der Großteil in Rüstungsprojekte floss.
Die hohe Inflation und die drohende Finanzkrise sind weitere ernsthafte Probleme. Die Inflationsrate könnte 2023 bei fast 10 Prozent gelegen haben, mit extremen Preissteigerungen in bestimmten Lebensmittelbereichen – Butter beispielsweise wurde um 25 Prozent teurer. Auf einem öffentlichen Auftritt musste sich Putin kritisieren lassen und versicherte: "Zu sagen, wir gäben zu viel Geld für Waffen aus und vergessen dabei die Butter – das ist falsch."
Während Putin weiterhin enorme Mittel für den Krieg bereitstellt, sieht sich Russland mit einer stagnierenden Wirtschaft konfrontiert. Sanktionen und der schwache Rubel erschweren den Zugang zu notwendigen Vorprodukten und verteuern die Importe. Diese Krise ist nicht nur eine volkswirtschaftliche Herausforderung, sondern kann auch politische Konsequenzen nach sich ziehen.
Die historische Perspektive ist alarmierend: Inflation hat in der Vergangenheit vielen Herrschern Schicksal geschlagen. Wie Historiker Harold James betont, wenden sich die Bürger gegen Regierungen, die ihre wirtschaftlichen Versprechen brechen. In einem Land, in dem stabile Währungen als eines der ältesten Versprechen betrachtet werden, könnte die Inflation Putins Machterhaltern ernsthaft gefährlich werden.
Eine potenzielle Finanzkrise könnte durch die drastisch erhöhten Leitzinsen von 21 Prozent ausgelöst werden, die die Zentralbank zur Bekämpfung der Inflation durchsetzen muss. Während kriegsrelevante Unternehmen noch günstige Kredite erhalten, leiden andere Firmen unter exorbitanten Kreditkosten und könnten in den Ruin getrieben werden.
Besonders gefährdet ist Gazprom, der größte Gasförderer Russlands, der bereits erhebliche Verluste durch den Wegfall europäischer Exporte hinnehmen musste. Laut Berichten plant Gazprom, dramatische Einschnitte in der Belegschaft vorzunehmen. Wenn die Finanzkrise tatsächlich eintritt, könnte Putin auf drastische Maßnahmen zurückgreifen, indem er Steuern anhebt und zusätzliche Schulden macht, um die angeschlagenen Unternehmen zu stützen.
Doch die Illusion seiner Unbesiegbarkeit würde durch eine geöffnete Finanzkrise gefährdet. Der Westen könnte in der Lage sein, die fragile Lage Russlands zu erkennen, was Putins Verhandlungsposition bei Gesprächen sowohl mit der Ukraine als auch mit westlichen Ländern erheblich schwächen würde. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Putin auf einer tickenden finanziellen Zeitbombe sitzt, die er selbst konstruiert hat – mit unvorhersehbaren Folgen für seine Herrschaft.