Wissenschaft

Psychologie: Der Schmerz von Freundschaftsverlust und Liebeskummer

2024-09-28

Letztes Wochenende hat ein Post auf Instagram mich emotional erschüttert: Meine beste Freundin aus der Schulzeit hat sich verlobt. Fast 15 Jahre lang sind wir durch Höhen und Tiefen gegangen. Gemeinsam haben wir unser erstes Bier getrunken, die ersten Küsse erlebt und uns gegenseitig über den ersten Liebeskummer hinweggetröstet. Schon damals malten wir uns unsere Hochzeiten aus und träumten davon, welche Kleider wir tragen würden. Bei Sims bauten wir unsere Traumhäuser nebeneinander, in der Hoffnung, dass diese Träume eines Tages Wirklichkeit werden.

Jetzt wird sie also bald heiraten – und ich werde wahrscheinlich weder Trauzeugin noch Brautjungfer sein, geschweige denn eingeladen. Der Gedanke daran verletzt mich, auch wenn wir seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr haben. Nach dem Abitur hatten wir geplant, gemeinsam nach Köln zu ziehen und zu studieren, aber das verlief anders. Sie meldete sich irgendwann einfach nicht mehr. Ghosting, ein Begriff, der damals noch nicht existierte, beschreibt genau, was geschehen ist. Auf meine vielen Nachrichten und Anrufe reagierte sie nicht mehr – sie verschwand leise und plötzlich aus meinem Leben.

Wieso spricht niemand über Freundschaftsherzschmerz?

Die Mehrheit der Freundschaften endet nicht so abrupt wie meine. Oft entwickeln sich Menschen und leben sich auseinander, was normal sein kann. Ulrike Scheuermann, Psychologin und Autorin von „Freunde machen gesund“, erklärt: „Lebensumstände und -situationen können sich so verändern, dass sie nicht mehr zu der bisherigen Freundschaft passen.“ Während das Ende solcher Beziehungen vielleicht weniger Trauer mit sich bringt, ist dies nicht für alle gleich. Manchmal blickt man nostalgisch auf die schönen Zeiten zurück, aber ein plötzliches Ende ist unvergleichlich schmerzhaft.

Freundschaftliche Trennungen: Noch schmerzhafter als romantische?

So abrupt das Ende einer Freundschaft auch sein kann, es könnte sogar schmerzhafter als das Ende einer romantischen Beziehung sein. Scheuermann fügt hinzu, dass die Übergänge zwischen Partnerschaft und Freundschaft oft fließend sind. Eine Freundschaft kann tiefere und vertrautere Bindungen umfassen, da oft mehr persönliche Gefühle geteilt werden als in romantischen Beziehungen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Verlust eines Freundes oder einer Freundin großen Schmerz verursachen kann. Freundschaften haben eine enorme emotionale Bedeutung, die oft von der Gesellschaft nicht anerkannt wird.

Es ist in Ordnung, traurig zu sein

Gesellschaftlich wird Trauer über den Verlust einer Freundschaft oft nicht ernst genommen. Wenn sich der Partner oder die Partnerin trennt, steht sofort jemand bereit, um Trost zu spenden. Scheuermann erklärt, dass freundschaftliche Beziehungen häufig nicht die gewachsene emotionale Tiefe erhalten, die sie verdienen. Studien haben gezeigt, dass Freundschaften erhebliche positive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit haben können. Für viele Menschen sind Freunde auch eine „chosen family“, eine selbstgewählte Familie.

Es wäre wünschenswert, dass wir Freundschaften nicht mehr als Beziehungen zweiter Klasse betrachten, sondern ihnen die Wichtigkeit einräumen, die sie verdienen. Diese Erkenntnis hätte mir in meinem eigenen Trauerprozess nach dem Verlust meiner besten Freundin sehr geholfen. Ich wurde mir nicht bewusst, dass es in Ordnung ist, verletzt zu sein. Bei künftigem Freundschaftsliebeskummer in meinem Umfeld werde ich bereit sein mit Eis und Schokolade, um die emotionale Bedeutung solcher Bindungen zu feiern und zu unterstützen.

Freundschaftsverluste sind real und emotional – lassen Sie uns darüber sprechen und den Schmerz anerkennen, den sie verursachen können!